Kritik(er)
von Franz Grillparzer (1791 – 1872)
Der Hund bellt an den Mond,
Der leuchtet wie gewohnt,
Gibt sich durch Strahlen kund
Und bleibt der holde Mond,
So wie der Hund – ein Hund.
Clarisse1 - 5. Aug, 12:10
von Emmanuel Geibel (1815 – 1884)
Ich hört' einmal ein Brüllen groß,
Schon dacht' ich: "Himmlischer Vater!
Das ist ein Leu!" Doch fand ich bloß
Einen ganz gewöhnlichen Kater.
Mag man immer den Löwenton
Dem putzigen Tierchen verstatten!
Die Bären und Panther läßt es schon
Und fängt uns die Mäus' und die Ratten.
Clarisse1 - 4. Aug, 15:29
Ein Rezensent, der zu den passenden Worten immer ein Urteil findet.Karl Kraus (1874 – 1936) in: Sprüche und Widersprüche. Wien/Leipzig: Verlag 'Die Fackel'. 1924.
Clarisse1 - 2. Aug, 15:14
Es glaube doch nicht jeder, der imstande war, seine Meinung von einem Kunstwerk aufzuschreiben, er habe es kritisiert.Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)
Clarisse1 - 4. Apr, 12:13
Langweilig; formlos; breit; die Resultate Nieten;
Hierin kann Recensent den Autor überbieten.August Wilhelm von Schlegel (1767 – 1845)
Clarisse1 - 14. Mär, 14:14
von Nikolaus Lenau (1802 – 1850)
Ich las in seinem Buche viel Frivoles,
Scheinbar Verständiges und witzig Hohles,
Ich sah ihn seine Richtermiene schneiden,
Ich sah ihn führen spitzige Lanzetten,
Mit ekler Lust Skandale auszuweiden,
Heliogabaläisch Formen kneten.
Ich sah ihn Unrat sammeln in Retorten,
Er sublimierte ihn zu scharfen Witzen,
Am Boden blieb nach schnellverdampften Worten
Als 'caput mortuum' die Ehre sitzen.
Clarisse1 - 29. Jan, 10:31
WENN ein deutscher Mann von Genie ein wichtiges Werk schreiben sollte, so müßte er nun noch das äußerste anwenden, nach Paris oder London zu reisen, um dasselbe dort unter seiner Aufsicht übersetzen und dann als französisches oder englisches Original drucken zu lassen. Er könnte dadurch so viel gewinnen, daß sein Werk auch in Deutschland geachtet und geschätzt würde; und ließe er nun gar sein Original als Übersetzung drucken, so könnte er noch obendrein die Freude erleben, daß ihm die Rezensenten nur Übersetzungsfehler vorzählten.Friedrich Maximilian Klinger (1752 – 1831)
Clarisse1 - 28. Jan, 16:50
Ludwig Thoma (1867 – 1921)
Ohne bei den Rezensenten – –
Die mein wahres Wesen kennten
Und die mir verlieh'nen Gaben – –
Ohne angefragt zu haben,
Wagte ich es, ernst zu sein.
Wie ich nun die Hausaufgabe
Ihnen vorgewiesen habe,
Sprachen sie: "Das ist ein Thema
Nicht von Ihrem alten Schema,
Wo ist Ihr Erlaubnisschein?"
Ja, so hat Verlegenheiten,
Wer dem Wunsch der Obrigkeiten
Irgendwie zuwiderhandelt
Und die eignen Pfade wandelt,
Denn es muß mal Ordnung sein.
Clarisse1 - 25. Jan, 12:13
von Christian Morgenstern (1871 – 1914)
Laßt bei diesem Kot und Stroh
es nunmehr bewenden,
müßt nicht euer Bestes so
leichten Sinns verschwenden!
Clarisse1 - 22. Jan, 22:09
von Arno Holz (1863 – 1929)
Ja, diese Welt starrt voller Klippen,
Ein Jeder sehe, wie er's treibt;
Denn glattrasirt wie eure Lippen,
Sind auch die Worte, die ihr schreibt!
Auch seid ihr durch und durch »aesthetisch«
Und fast so prüde wie John Bull,
Und so beweist ihr arithmetisch,
Dass mein Talent so gut wie Null.
O, wühlt nur um mit euern Poten,
Den alten Philologenjux –
Die Nachtigall singt nicht nach Noten,
Sie singt, wie ihr der Schnabel wuchs!
Clarisse1 - 22. Jan, 18:44