Dienstag, 20. Mai 2008

Die gebratene Flunder

von Paul Scheerbart (1863 – 1915)

Die gebratene Flunder sitzt auf dem gelbseidenen Familiensopha und sinnt – lange.
Plötzlich springt sie auf und schaut den heiligen Nepomuk, der sich im Schaukelstuhl ein bißchen schaukelt, durchdringend an.
Dann ruft sie, während sie auf ihrem knusprigen Schwanze in der Stube herumhopst:
"Nepomuk, Du solltest Kaiser von Pangermanien werden – wahrhaftig! wirklich!"
"Du hast wohl", erwidert Nepomuk, "zuviel gebratne Butter im Kopp!"
Die gebratene Flunder springt auf den Tisch und singt die Marseillaise.
Da wird der heilige Nepomuk wütend und schlägt mit der Faust auf den Tisch.
Was geschieht?
Die Lampe fällt runter und explodiert.
Alles verbrennt und stirbt.
Die Asche gibt kein einziges Lebenszeichen von sich.
Hieraus erkennt man wieder, wieviel der Zorn zerstören kann.

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HELMUT ZEH

† 1. Juli 2005

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