Donnerstag, 11. September 2014

Im Bodetal


L1060814


[1805]
von Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832):
Tag- und Jahreshefte

[...] Wir suchten das Bodetal und den längst bekannten Hammer; von hier ging ich, nun zum dritten Male in meinem Leben, das von Granitfelsen eingeschlossene rauschende Wasser hinan, und hier fiel mir wiederum auf, daß wir durch nichts so sehr veranlaßt werden, über uns selbst zu denken, als wenn wir höchst bedeutende Gegenstände, besonders entschiedene charakteristische Naturszenen, nach langen Zwischenräumen endlich wiedersehen und den zurückgebliebenen Eindruck mit der gegenwärtigen Einwirkung vergleichen. Da werden wir denn im ganzen bemerken, daß das Objekt immer mehr hervortritt, daß, wenn wir uns früher an den Gegenständen empfanden, Freud und Leid, Heiterkeit und Verwirrung auf sie übertrugen, wir nunmehr bei gebändigter Selbstigkeit ihnen das gebührende Recht widerfahren lassen, ihre Eigenheiten zu erkennen und ihre Eigenschaften, sofern wir sie durchdringen, in einem höhern Grade zu schätzen wissen. Jene Art des Anschauens gewährt der künstlerische Blick, diese eignet sich dem Naturforscher, und ich mußte mich, zwar anfangs nicht ohne Schmerzen, zuletzt doch glücklich preisen, daß, indem jener Sinn mich nach und nach zu verlassen drohte, dieser sich in Aug und Geist desto kräftiger entwickelte.

Montag, 1. September 2014

Weimarer Appell: MITMACHEN!


Informationen zum Weimarer Appell

Unterzeichnen des Weimarer Appells

Donnerstag, 28. August 2014

Die Wolfswarte


Wolfswarte

Wolfswarte
von Heinrich Pröhle (1822 – 1895): Harzsagen.
Leipzig: Mendelssohn 1859.

Am Bruchberge und besonders in einer bestimmten Gegend desselben waren früher so viele Wölfe, daß, wer dort übernachten mußte, auf die Klippe, die deshalb Wolfswarte genannt wird, sich begab und dort ein Feuer anzündete, sie zu verscheuchen. Einstmals kohlete ein Köhler unweit der Wolfswarte, der erwartete vom Sonnabend bis Sonntag Morgen seine Frau, welche ihm Lebensmittel bringen sollte. Da sie auch am Sonntag Morgen nicht kam, so wollte er ihr entgegengehen, da begegnete ihm ein Wolf, der hatte die Schnauze voll roter Fasern, die waren von dem roten Rocke der Köhlersfrau, welche er etwas weiterhin zerfleischet und getötet hatte. Zuletzt wurden die Waldungen am ganzen Bruchberge wegen der reißenden Tiere, besonders der Wölfe, abgebrannt, und das ist der Grund, weshalb er noch jetzt an vielen Stellen so kahl ist.

Montag, 25. August 2014

Aus aktuellem Anlass: Kokoschka in Wolfsburg . . .

Kokoschka hat ein Porträt von mir gemacht. Schon möglich, daß mich die nicht erkennen werden, die mich kennen. Aber sicher werden mich die erkennen, die mich nicht kennen.Karl Kraus (1874 – 1936)

Freitag, 22. August 2014

An der Saar


L1060075


"[...] Schon bei meinen wenigen Wanderungen durch die Welt hatte ich bemerkt, wie bedeutend es sei, sich auf Reisen nach dem Laufe der Wasser zu erkundigen, ja bei dem kleinsten Bache zu fragen, wohin er denn eigentlich laufe. Man erlangt dadurch eine Übersicht von jeder Flußregion, in der man eben befangen ist, einen Begriff von den Höhen und Tiefen, die auf einander Bezug haben, und windet sich am sichersten an diesen Leitfäden, welche sowohl dem Anschauen als dem Gedächtnis zu Hülfe kommen, aus geologischem und politischem Ländergewirre. In dieser Betrachtung nahm ich feierlichen Abschied von dem teuren Elsaß, da wir uns den andern Morgen nach Lothringen zu wenden gedachten.

Der Abend ging hin in vertraulichen Gesprächen, wo man sich über eine unerfreuliche Gegenwart durch Erinnerung an eine bessere Vergangenheit zu erheitern suchte. Vor allem andern war hier, wie im ganzen Ländchen, der Name des letzten Grafen Reinhard von Hanau in Segen, dessen großer Verstand und Tüchtigkeit in allem seinen Tun und Lassen hervortrat, und von dessen Dasein noch manches schöne Denkmal übrig geblieben war. Solche Männer haben den Vorzug, doppelte Wohltäter zu sein, einmal für die Gegenwart, die sie beglücken, und sodann für die Zukunft, deren Gefühl und Mut sie nähren und aufrecht erhalten.

Als wir nun uns nordwestwärts in das Gebirg wendeten und bei Lützelstein, einem alten Bergschloß in einer sehr hügelvollen Gegend, vorbeizogen, und in die Region der Saar und Mosel hinabstiegen, fing der Himmel an sich zu trüben, als wollte er uns den Zustand des rauheren Westreiches noch fühlbarer machen. Das Tal der Saar, HIER geht's weiter

aus: Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832): Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit.

Dienstag, 19. August 2014

Der fliegende Frosch

von Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Frosch1

Wenn einer, der mit Mühe kaum
Gekrochen ist auf einen Baum

Frosch-2

Schon meint, daß er ein Vogel wär

Frosch-3

So irrt sich der.

Samstag, 9. August 2014

Bücherregal


Ob Theodor Storm (1817 – 1888) beim Schreiben der Worte
In einem Bücherregal sah ich eine kleine Bibliothek, . . .
(aus: Der Schimmelreiter. Berlin 1888, S. 83)

wohl etwas wie DAS vor Augen gehabt haben mag?

Für den Link danke ich SIEBENSACHEN.

Donnerstag, 7. August 2014

Die 2. Auflage ist erschienen:


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Kurt Tucholsky für Boshafte. Ausgewählt von Christine M. Kaiser. 2. Auflage. Berlin: Insel Verlag 2014. it 3647. 115 Seiten.

Eine Wannseegeschichte . . .


Paula
von Klabund [i. e. Alfred Henschke (1890 – 1928)]

Paula, ein junges Mädchen von zweifelhaftem Berufe und lockeren Sitten, begab sich an den Wannsee und mietete sich dort ein Ruderboot, die Stunde zu 85 Pfennig. Wie sie es so von ihrem Leben gewohnt war, ließ sie sich von der Strömung treiben. Plötzlich teilten sich die Wogen vor ihr und ein junger Mann tauchte gleich einem Nix aus der grauen Flut und schwang sich mit nervigen Fäusten in das Boot. Er trug nicht einmal einen Badeanzug, was sie keineswegs verwunderte.
"Sind Sie ein Wassergott?" fragte Paula, die sich zuweilen mit Mythologie beschäftigte.
Der junge Mann öffnete den verständnislosen Mund zu einem gewinnenden Lächeln.
"Gewiß doch; ich bin Stadtreisender."
"Warum, wenn man fragen darf? Und was suchen Sie bei mir?"
"Eben das", sagte der junge Mann und deckte seine Blöße mit einem Schatten zu, der von seinem Haupte fiel.
Darauf zog er einen Ring von seinem Finger und flüsterte: "Elli, meine süße Braut."
Paula, auf rechten Namen weniger als auf rechte Gesinnung bedacht, wagte es nicht, den Jüngling zu desillusionieren und ihm einen Korb zu geben, den er sich hätte höher hängen können, und sie waren sehr glücklich.
Nach einer halben Stunde sah der Jüngling erschreckt zum Himmel und rief: "Es ist schon halb vier", worauf er in den Wellen mit einem Hechtsprung verschwand, den ihm so leicht kein Hecht nachmachte. Paula winkte ihm, bis er im Freibad verfloß. Dann kam sie wieder zu sich und bemerkte den Ring an ihrem Finger. Sie küßte ihn und ruderte ans Ufer, bis sie Schwielen an den Händen bekam. Sie nahm in der Stadtbahn ein Billett zweiter Klasse, während sie sonst nur dritter fuhr.
Sie ging zu einem Juwelier.
Der Ring war falsch.
Empört durchbohrte sie den Juwelier, der ihr diese schnöde Auskunft gab, mit einer Hutnadel, welche trotz polizeilicher Vorschrift ungesichert war.
Die Polizei sollte wirklich darauf achten, daß ihren Verordnungen besser entsprochen wird. Viele Verbrechen und Unglücksfälle ließen sich so auf die einfachste Art vermeiden.
Paula beschloß, Jünglingen ohne Badehose künftig aus dem Wege zu gehen.

aus: Kunterbuntergang des Abendlandes

Montag, 4. August 2014

Aus gegebenem Anlass . . .


Die Harzreise
von Heinrich Heine (1797 – 1856)

"[…] Nun machten auch die Studenten Anstalt zum Abreisen, die Ranzen wurden geschnürt, die Rechnungen, die über alle Erwartung billig ausfielen, berichtigt; die empfänglichen Hausmädchen, auf deren Gesichtern die Spuren glücklicher Liebe, brachten, wie gebräuchlich ist, die Brockensträußchen, halfen solche auf die Mützen befestigen, wurden dafür mit einigen Küssen oder Groschen honoriert, und so stiegen wir alle den Berg hinab, indem die einen, wobei der Schweizer und Greifswalder, den Weg nach Schierke einschlugen, und die andern, ungefähr zwanzig Mann, wobei auch meine Landsleute und ich, angeführt von einem Wegweiser, durch die sogenannten Schneelöcher hinabzogen nach Ilsenburg. HIER geht's weiter

Dienstag, 1. Juli 2014

Zum Geburtstag

Variation nach Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Der Juli kam. Lind weht die Luft.
Geschoren ist der Rasen.
Ein wonnevoller Rosenduft
Dringt tief in alle Nasen.

Manch angenehmes Vögelein
Sitzt flötend auf den Bäumen,
Indes die Jungen, zart und klein,
Im warmen Neste träumen.

Flugs kommt denn auch dahergerennt,
Schon früh im Morgentaue,
Mit seinem alten Instrument
Der Musikant, der graue.

Im Juli, wie er das gewohnt,
Besucht er einen Garten,
Um der Signora, die da thront,
Mit Tönen aufzuwarten.

Er räuspert sich, er macht sich lang,
Er singt und streicht die Fiedel,
Er singt, was er schon öfter sang;
Du kennst das alte Liedel.

Und wenn du gut geschlafen hast
Und lächelst hold hernieder,
Dann kommt der Kerl, ich fürchte fast,
Zum nächsten Juli wieder.

Freitag, 16. Mai 2014

IN MEMORIAM . . .


"Ihr seid jetzt traurig,
aber ich werde euch wiedersehen,
dann wird euer Herz sich freuen
und eure Freude wird euch niemand nehmen."
Joh. 16,22

Montag, 12. Mai 2014

Noch mehr Lesen . . .

Lest nicht, wie die Kinder, zum Vergnügen, noch wie die Streber, um zu lernen, nein, lest, um zu leben.Gustave Flaubert (1821 – 1880)
Denn mit den Geistern anderer Jahrhunderte verkehren, ist fast dasselbe wie reisen.René Descartes (1596 – 1650)
Man ist neugierig, die Stellen im Buche zu lesen, die ein andrer unterstrichen hat.Jean Paul (1763 – 1825)

Sonntag, 11. Mai 2014

Wie wahr . . .

Nichts wird so oft unwiederbringlich versäumt wie eine Gelegenheit, die sich täglich bietet.Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)

Freitag, 9. Mai 2014

Aus traurigem Anlass . . .


Da nimm. Das laß ich dir zurück, oh Welt . . .
Es stammt von dir. Es sei von neuem dein.
Da, wo ich jetzo will hinaus, hinein,
bin ich nicht mehr auf dich gestellt.

[ . . . ]

Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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IN MEMORIAM


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HELMUT ZEH

† 1. Juli 2005

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