Auch das noch . . .
Über die Eifersucht
von Peter Altenberg (1859 – 1919)
Es darf für den modernen, alles durchschauenden, in gewisser Beziehung bereits wirklich allwissenden Mann nicht mehr heißen: „Wer eine Frau also ansieht, daß er ihrer begehret, der hat mit ihr bereits die Ehe gebrochen – – –“, sondern es muß noch radikaler lauten: „Dann hat sie bereits mit ihm die Ehe gebrochen!“ Denn eine getreue Frauenseele muß also mit einem Walle von Unnahbarkeit und Uneinnehmbarkeit, von Würde und Seelenadel geschützt, behütet, verteidigt sein, daß Don Juans Blick sich senkte und scheu zur Seite sich wendete! Wenn ihr den Eroberer nicht besiegen könnt, durch euer bloßes Sein, könnt ihr ihn nie und durch nichts besiegen! Er muß vor dem Mysterium eures heiligen, edlen, in sich gekehrten Seins innerlich auf die Knie gezwungen werden und reuevoll euch belassen im Frieden eures Herzens! Wehe den Minutenspendern, da doch das Leben nach Jahren zählt! Frauen, seiet so, daß der wilde Krieger vor dem Walle eures Tempels freiwillig umkehre! Frei und willig! Dann wird die Eifersucht, diese schrecklichste Erkrankung der Mannesseele gebannt, verbannt, besiegt sein!
Clarisse1 - 7. Sep, 09:59
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