Donnerstag, 17. Mai 2007

Liebe

Es ist unendlich verschieden, einen Menschen lieben und "etwas" an ihm lieben, und sei dieses Etwas das Edelste; er wird doch Mittel; aber das Lieben des ganzen Menschen macht ihn mir nur zum Ziel seiner und meiner selber.Jean Paul (1763 – 1825)

Dienstag, 15. Mai 2007

Sehnsucht nach der Sehnsucht

von Kaspar Hauser [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Erst wollte ich mich dir in Keuschheit nahn.
Die Kette schmolz.
Ich bin doch schließlich, schließlich auch ein Mann,
und nicht von Holz.

Der Mai ist da. Der Vogel Pirol pfeift.
Es geht was um.
Und wer sich dies und wer sich das verkneift,
der ist schön dumm.

Denn mit der Seelenfreundschaft – liebste Frau,
hier dies Gedicht
zeigt mir und Ihnen treffend und genau:
es geht ja nicht.

Es geht nicht, wenn die linde Luft weht und
die Amsel singt –
wir brauchen alle einen roten Mund,
der uns beschwingt.

Wir brauchen alle etwas, das das Blut
rasch vorwärtstreibt –
es dichtet sich doch noch einmal so gut,
wenn man beweibt.

Doch heller noch tönt meiner Leier Klang,
wenn du versagst,
was ich entbehrte öde Jahre lang –
wenn du nicht magst.

So süß ist keine Liebesmelodie,
so frisch kein Bad,
so freundlich keine kleine Brust wie die,
die man nicht hat.

Die Wirklichkeit hat es noch nie gekonnt,
weil sie nichts hält.
Und strahlend überschleiert mir dein Blond
die ganze Welt.

Sonntag, 13. Mai 2007

Der Blitz und die Regenwürmer

von Fritz Mauthner (1849 – 1923)

In einem feuchten Ackerfeld hausten ein paar Regenwürmer. Leise drang bis zu ihnen das Rollen eines hohen Gewitters. Die Regenwürmer freuten sich nach Wurmart, und einer sagte zum andern:
"Uns tut der Blitz nichts. Vor uns hat er Angst."
Plötzlich fuhr ein Blitz in das Ackerfeld und tötete drei von den Würmern, bevor ihn die ungeheure Erde umschlang und verzehrte.
Als die überlebenden Regenwürmer sich von ihrem Schrecken erholt hatten, sagte einer zum andern:
"Ja wir Regenwürmer! Wir sind eine Macht! Der Blitz hat einen tödlichen Haß auf uns!"

Samstag, 12. Mai 2007

Ohne Titel

Eine schöne Welt, in der die Männer die Erfüllung ihres Lieblingswunsches den Frauen zum Vorwurf machen!Karl Kraus (1874 – 1936)

Freitag, 11. Mai 2007

Europens Bücher

von Christian Morgenstern (1871 – 1914)

Korf ist fassungslos, und er entflieht,
wenn er nur Europens Bücher sieht.

Er versteht es nicht, wie man
zentnerschwere Bände leiden kann.

Und ihm graut, wie man dadurch den Geist
gleichsam in ein Grab von Stoff verweist.

Geist ist leicht und sollte darum auch
leicht gewandet gehn nach Geisterbrauch.

Doch der Europäer ruht erst dann,
wenn er ihn in Bretter 'binden' kann.

Donnerstag, 10. Mai 2007

Lob der Freundschaft

Ich lobe mir den Freund, der wachsen macht; vor trocknen Seelen nimm dich, Herz, in acht.Christian Morgenstern (1871 – 1914)

Mittwoch, 9. Mai 2007

Metamorphosen

aus: Lucinde (1799) von Friedrich Schlegel (1772 – 1829)

In süßer Ruhe schlummert der kindliche Geist und der Kuß der liebenden Göttin erregt ihm nur leichte Träume. Die Rose der Scham färbt seine Wange, er lächelt und scheint die Lippen zu öffnen, aber er erwacht nicht, und er weiß nicht, was in ihm vorgeht. Erst nachdem der Reiz des äußeren Lebens, durch ein inneres Echo vervielfältigt und verstärkt, sein ganzes Wesen überall durchdrungen hat, schlägt er das Auge auf, frohlockend über die Sonne, und erinnert sich jetzt an die Zauberwelt, die er im Schimmer des blassen Mondes sah. Die wunderbare Stimme, die ihn weckte, ist ihm geblieben, aber sie tönt nun statt der Antwort von den äußeren Gegenständen zurück; und wenn er dem Geheimnis seines Daseins mit kindlicher Schüchternheit zu entfliehen strebt, das Unbekannte mit schöner Neugier suchend, vernimmt er überall nur den Nachhall seiner eigenen Sehnsucht.

So schaut das Auge in dem Spiegel des Flusses nur den Widerschein des blauen Himmels, die grünen Ufer, die schwankenden Bäume und die eigene Gestalt des in sich selbst versunkenen Betrachters. Wenn ein Gemüt voll unbewußter Liebe da, wo es Gegenliebe hoffte, sich selbst findet, wird es von Erstaunen getroffen. Doch bald läßt sich der Mensch wieder durch den Zauber der Anschauung locken und täuschen, seinen Schatten zu lieben. Dann ist der Augenblick der Anmut gekommen, die Seele bildet ihre Hülle noch einmal und atmet den letzten Hauch der Vollendung durch die Gestalt. Der Geist verliert sich in seiner klaren Tiefe und findet sich wie Narzissus als Blume wieder.

Liebe ist höher als Anmut, und wie bald würde die Blüte der Schönheit fruchtlos welken ohne die ergänzende Bildung der Gegenliebe!

Dieser Augenblick, der Kuß des Amor und der Psyche, ist die Rose des Lebens. – Die begeisterte Diotima hat ihrem Sokrates nur die Hälfte der Liebe offenbart. Die Liebe ist nicht bloß das stille Verlangen nach dem Unendlichen; sie ist auch der heilige Genuß einer schönen Gegenwart. Sie ist nicht bloß eine Mischung, ein Übergang vom Sterblichen zum Unsterblichen, sondern sie ist eine völlige Einheit beider. Es gibt eine reine Liebe, ein unteilbares und einfaches Gefühl ohne die leiseste Störung von unruhigem Streben. Jeder gibt dasselbe, was er nimmt, einer wie der andere, alles ist gleich und ganz und in sich vollendet wie der ewige Kuß der göttlichen Kinder.

Durch die Magie der Freude zerfließt das große Chaos streitender Gestalten in ein harmonisches Meer der Vergessenheit. Wenn der Strahl des Glücks sich in der letzten Träne der Sehnsucht bricht, schmückt Iris schon die ewige Stirn des Himmels mit den zarten Farben ihres bunten Bogens. Die lieblichen Träume werden wahr, und schön wie Anadyomene heben sich aus den Wogen des Lethe die reinen Massen einer neuen Welt und entfalten ihren Gliederbau an die Stelle der verschwundenen Finsternis. In goldener Jugend und Unschuld wandelt die Zeit und der Mensch im göttlichen Frieden der Natur, und ewig kehrt Aurora schöner wieder.

Nicht der Haß, wie die Weisen sagen, sondern die Liebe trennt die Wesen und bildet die Welt, und nur in ihrem Licht kann man diese finden und schauen. Nur in der Antwort seines Du kann jedes Ich seine unendliche Ganzheit ganz fühlen. Dann will der Verstand den innern Keim der Gottähnlichkeit entfalten, strebt immer näher nach dem Ziele und ist voll Ernst, die Seele zu bilden, wie ein Künstler ein geliebtes Werk. In den Mysterien der Bildung schaut der Geist das Spiel und die Gesetze der Willkür und des Lebens. Das Werk des Pygmalion bewegt sich, und den überraschten Künstler ergreift ein freudiger Schauer im Bewußtsein eigener Unsterblichkeit, und wie der Adler den Ganymedes, reißt ihn die göttliche Hoffnung mit mächtigem Fittich zum Olymp.

Dienstag, 8. Mai 2007

Wo lesen wir unsere Bücher?

von Peter Panter [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Wo –?
Im Fahren.
Denn in dieser Position, sitzend-bewegt, will der Mensch sich verzaubern lassen, besonders wenn er die Umgebung so genau kennt wie der Fahrgast der Linie 57 morgens um halb neun. Da liest er die Zeitung. Wenn er aber zurückfährt, dann liest er ein Buch. Das hat er in der Mappe. (Enten werden mit Schwimmhäuten geboren – manche Völkerschaften mit Mappe.) Liest der Mensch in der Untergrundbahn? Ja. Was? Bücher. Kann er dort dicke und schwere Bücher lesen? Manche können es. Wie schwere Bücher? So schwer, wie sie sie tragen können. Es geht mitunter sehr philosophisch in den Bahnen zu. Im Autobus nicht so – der ist mehr für die leichtere Lektüre eingerichtet. Manche Menschen lesen auch auf der Straße … wie die Tiere.
Die Bücher, die der Mensch nicht im Fahren liest, liest er im Bett. (Folgt eine längere Exkursion über Liebe und Bücher, Bücher und Frauen – im Bett, außerhalb des Bettes … gestrichen.) Also im Bett. Sehr ungesund. Doch – sehr ungesund, weil der schiefe Winkel, in dem die Augen auf das Buch fallen … fragen Sie Ihren Augenarzt. Fragen Sie ihn lieber nicht; er wird Ihnen die abendliche Lektüre verbieten, und Sie werden nicht davon lassen – sehr ungesund. Im Bett soll man nur leichte und unterhaltende Lektüre zu sich nehmen sowie spannende und beruhigende, ferner ganz schwere, wissenschaftliche und frivole sowie mittelschwere und jede sonstige, andere Arten aber nicht.
Dann lesen die Leute ihre Bücher nach dem Sonntagessen – man kann in etwa zwei bis zweieinhalb Stunden bequem vierhundert Seiten verschlafen.
Manche Menschen lesen Bücher in einem Boot oder auf ihrem eigenen Bauch, auf einer grünen Wiese. Besonders um diese Jahreszeit.
Manche Menschen lesen, wenn sie Knaben sind, ihre Bücher unter der Schulbank.
Manche Menschen lesen überhaupt keine Bücher, sondern kritisieren sie.
Manche Menschen lesen die Bücher am Strand, davon kommen die Bücher in die Hoffnung. Nach etwa ein bis zwei Wochen schwellen sie ganz dick an – nun werden sie wohl ein Broschürchen gebären, denkt man – aber es ist nichts damit, es ist nur der Sand, mit dem sie sich vollgesogen haben. Das raschelt so schön, wenn man umblättert . . .
Manche Menschen lesen ihre Bücher in … also das muß nun einmal ernsthaft besprochen werden.
Ich bin ja dagegen. Aber ich weiß, daß viele Männer es tun. Sie rauchen dabei und lesen. Das ist nicht gut. Hört auf einen alten Mann – es ist nicht gut.
Erstens, weil es nicht gut ist, und dann auch nicht hygienisch, und es ist auch wider die Würde des Dichters, der das Buch geschrieben hat und überhaupt. Gewiß, kann man sich Bücher vorstellen, die man nur dort lesen sollte, ‚Völkische Beobachter’ und dergleichen. Denn sie sind hinterher unbrauchbar: so naß werden sie. Man soll in der Badewanne eben keine
Bücher lesen. (Aufatmen des gebildeten Publikums.)
Merke: Es gibt nur sehr wenige Situationen jedes menschlichen Lebens, in denen man keine Bücher lesen kann, könnte, sollte … Wo aber werden diese Bücher hergestellt? Das ist ein anderes Kapitel.

Hoffnung

Was wäre das Leben ohne Hoffnung? Ein Funke, der aus der Kohle springt und verlischt.Friedrich Hölderlin (1770 – 1843): Hyperion an Bellarmin

Montag, 7. Mai 2007

Ohne Titel

von Christian Morgenstern (1871 – 1914)

Zum Menschen fühl ich
unverbesserlich mich hingezogen;
belogen und betrogen oft –
was tut's?
Denn was ich liebe,
steht über dem, was einer ist.

Sonntag, 6. Mai 2007

Sonntag-Nachmittag

von Peter Panter [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

In meiner Straße ist es still – so still. Der Wind weht ein paar Glockenklänge herüber, aber man fühlte auch ohne sie, daß heute Sonntag ist. Ein kleiner Hund läuft über den Damm und hält seinen buschigen Schwanz steil und ernsthaft in die Höhe … Ich stehe auf dem Balkon und probiere eine neue Pfeife … Piston
Und da erhebt ein Piston seine Stimme, seine laute Stimme, seine posaunige Stimme, und es wird treu und bieder geblasen. „Den schönsten Platz, den ich auf Erden hab“, – singt das Piston – „das ist die Rasenbank am Elterngrab …“ Ordentlich mit einer Fermate vor dem Refrain und ruhevollem Ausharren auf den Gipfelpunkten der Musik … „Oh“, singt das Piston, „was war es doch früher für eine schöne Zeit! Der Kaiser fuhr über die Linden, und alle Leute nahmen die Hüte ab und riefen Hurra. Wenn einer vom Unterdiätar zum Oberdiätar befördert wurde, zog er sich einen schwarzen Kaiserwilhelmgedächtnisrock an und machte bei seinem höhern Vorgesetzten einen Diener. Zu Hause gab es dann Gänsebraten und sauern Rotwein, und Heddy bekam Popoklatsche, weil sie sich die Sauce über das himmelblaue Kleid gegossen hatte. Es war eine schöne Zeit.“ Erschüttert schweigt das Piston. Dann singt es wieder. „Der Arbeiter war ein Arbeiter und ein etwas verachtetes Tier; wir aber waren wohlfundierte Existenzen, und niemand störte unser freundliches Spiel. Bei Vorstellungen sagte man von seiner Frau: ‚Gemahlin’ und wußte überhaupt, was sich gehörte. Und die Liebe –? Ach, ja, die Liebe …“ Der Pistonbläser bläst – ich sehe ihn nicht – nun mit vollen Backen. „Ach, Tanzabend in Hasensee, Ball und Karussell und Spaziergang im Mondenschein! Ihr Schuhband löste sich, und das Weitere machte sich von allein! Und das Vaterland –?“ Hier hebt der Bläser an, Wagner zu blasen. Markig und donnernd entladen sich die Klänge seiner fetten Trompete.
An allen Fenstern Gesichter. Sie glänzen. Das Piston spricht aus, was sie alle empfinden.

Freitag, 4. Mai 2007

Frösche II

oder besser: Fröschel ...
von Christian Morgenstern (1871 – 1914)

Es fliegt ein Storch
übers Haus hin, horch,
der trägt ein Fröschel im Schnabel.

Ein Fröschel? Du Schaf!
Für die, die's betraf,
war das Fröschel im Göschel
ein Knabel.

Frösche I

Fink und Frosch
von Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Im Apfelbaume pfeift der Fink
sein: pinkepink.

Ein Laubfrosch klettert mühsam nach
bis auf des Baumes Blätterdach
und bläht sich auf und quakt: "Ja, ja!
Herr Nachbar, ick bin och noch da!"

Und wie der Vogel frisch und süß
sein Frühlingslied erklingen ließ,
gleich muß der Frosch in rauhen Tönen
den Schusterbaß dazwischen dröhnen.

"Juchheija, heija!" spricht der Fink.
"Fort flieg ich flink!"
Und schwingt sich in die Lüfte hoch.

"Wat!' ruft der Frosch. "Dat kann ick och!'
Macht einen ungeschickten Satz,
fällt auf den harten Gartenplatz,
ist platt, wie man die Kuchen backt,
und hat für ewig ausgequakt.

Wenn einer der mit Mühe kaum
geklettert ist auf einen Baum,
schon meint, daß er ein Vogel wär,
so irrt sich der.

Mittwoch, 2. Mai 2007

Frisch gewagt

Man muss etwas Neues machen, um etwas Neues zu sehen.Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)

Dienstag, 1. Mai 2007

Haben Sie sich schon einmal im Mai verliebt?

Anwort Peter Panters auf eine Rundfrage. Uhu, 01.05.1928, Nr. 8, S. 104

Peter Panter
...........................................................................................Privat-Sekretariat
...........................................................................................Abteilung: Gefühle
...........................................................................................Tgb.-Nr. 1427/28 G b 3

............................................................................................Paris, den heutigen.

Sehr geehrter Herr Uhu!

Bezugnehmend auf Ihre werte Anfrage vom neulichen dieses Monats, erlaube ich mir, im Auftrage von Herrn Peter Panter auf die Frage, ob sich derselbe schon einmal im Mai verliebt hat, folgendes ergebenst zu erwidern:
Laut Verordnung des Panterschen Leibarztes, Herrn Dr. Woronoff, verliebt sich Herr Panter im Mai grundsätzlich nicht. Etwaige Verliebtheiten werden in den November placiert, und auch diese nur in bescheidenem Umfange (etwa 1 Eßlöffel wöchentlich).
Für den Monat Mai sind – immer laut ärztlicher Verordnung – lediglich Auffrischungen alter Lieben vorgesehen. Sie haben den Vorteil, daß die Emotion Panters dieselbe oder doch fast dieselbe ist wie bei einer Neueinstellung. Wir halten es da wie das Publikum im Theater, von dem Tristan Bernard gesagt hat: "Es will überrascht werden, aber nur durch das, was es schon kennt." Auf diese Weise hat die Abteilung 'Gefühle' bisher nur Erfolge zu verzeichnen gehabt.
Für dieses Jahr werden wir Herrn Panter vorlegen:
Lisa (lfd. No. 436)
Kitty (No. 234)
Margot (No. 1003)
Die Kosten sind allerdings etwas höher zu veranschlagen als bei Neueinstellungen: so hat Lottchen im vorigen Jahr etwa 836 Mark für Futterkosten, 450 Mark für improvisierte Geschenke, 3, 50 Mark für vorbereitete Geschenke verschlungen.
Herr Peter Panter sieht dem Mai gefaßt entgegen: wir haben ihn völlig renovieren lassen, er ist neu gestrichen und sieht, wenn man nicht genau hinsieht, aus wie Casanova bei Gewitter.
Indem wir von Ihnen dasselbe erhoffen, zeichnen wir

ohne Mehranlaß für heute
als Ihr sehr ergebenes
Privat-Sekretariat Panter
gez. Erika

Zwei alte Leute am 1. Mai

von Theobald Tiger [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

– „Weißt du noch, Alter, vor dem Kriege?
Wir haben manchen Mai erlebt.
Wir glaubten an die schnellen Siege –
du hast das Streikplakat geklebt …“
– „Ja, Alte, das waren schöne Zeiten …
Wir waren allemal dabei –
Ich seh uns noch im Zuge schreiten
am 1. Mai.“

– „Und unser Jüngster war noch klein. Den ließ ich
zu Haus … wir gingen los mit Hans.
Mitunter wars ja etwas spießig –
so … Kriegerverein mit Kaffeekranz.“
– „Na, laß man – du warst doch die Nettste!
Mir wars bloß zu viel Dudelei …
Und anno 14 wars denn auch der letzte –
der 1. Mai.“

– „Kein Wunder. Mußt mal denken, Alter:
Wer ist uns da voraufmarschiert!
Der Wels als roter Fahnenhalter,
der Löbe, prächtig ausstaffiert …“
– „Ja solche haben glatte Hände …
Für die ist frisch, fromm, frech und frei
der Klassenkampf schon längst zu Ende –
Die und der 1. Mai!
Was wissen die vom Klassenkrieg …!
Die schützen sich vor ihrer eigenen Republik –!“

– „Na, laß man, Alter, die Beschwerde.
Ich weiß, daß etwas in uns singt:
Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
die stets man noch zum Hungern zwingt!“
– „Wir wissen, Alte, was wir lieben:
den Klassenkampf und die Partei!
Wir sind ja doch die Alten geblieben
am 1. Mai! Am 1. Mai!“

Arbeiter Illustrierte Zeitung, 1930, Nr. 17, S. 329.

Montag, 30. April 2007

Aus dem Nachlass ...

... Friedrich Nietzsches (1844 – 1900)
Es setzt die Liebe tief unter die Freundschaft, dass sie ausschliesslichen Besitz verlangt, während einer mehrere gute Freunde haben kann, und diese Freunde unter sich einander wieder Freund werden.Nietzsche-Nachlass online

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"Es gibt Worte, die nie gesagt werden dürfen, sonst sterben sie ..." – Kurt Tucholsky

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"Wer ein Buch zusammenstellt mit hilfreicher Weisheit, erdacht von anderen Köpfen, leistet der Menschheit einen größeren Dienst als der Verfasser eines Epos' der Verzweiflung." – Ella Wheeler Wilcox (1850 – 1919)

2017 in 4. Auflage erschienen:


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2010 erschienen:


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2018 in 3. Auflage erschienen:


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IN MEMORIAM


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HELMUT ZEH

† 1. Juli 2005

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