Samstag, 7. Juni 2008

Das Dämonium der Liebe

von Grete Meisel-Hess (1879 – 1922). – Aus: Grete Meisel-Hess: Die sexuelle Krise. Eine sozialpsychologische Untersuchung. Jena: Eugen Diederichs 1909.

Ihre Phänomene in der Wahl / „Liebeswellen?“ / Reizbiologie / Der Eros der Diotima / Das Dämonium in den Symbolen des Sommernachtstraumes / Der Siegfried-Brunhild-Mythos / Aspira / Das Weib als Zerstörerin / Seine Rolle in der Literatur / Ersatz des Dämons durch ein neues Liebesideal.

Bei vielen wilden Völkern ist die Liebe im Sinne von Gemütshinneigung nur zwischen Blutsverwandten, aber kaum zwischen Mann und Weib bekannt. So soll zum Beispiel auf der Insel Ponopé (nach Finsch) wohl die Paarung und die Ehe, nicht aber die „Liebe“ ein bekannter Zustand sein. „Auf der Insel Ponopé“ / ein Motiv für Lyriker!
Was ist uns die Liebe? Es gibt eine Art der Entscheidung in der Sexualwahl, die man nicht nur Liebe, sondern Ehe auf den ersten Blick nennen könnte. Das Wesen der Freundschaft können wir ermessen, es wurzelt in der Zuneigung der Gesinnungen, aber die Magie der Liebe ist durch keinerlei Vernunftgründe erklärbar. Ein Mann sieht eine Frau auf der Straße: das wird meine Frau. Ein junger hochgebildeter Mensch, reich, von Adel, in akademischer Laufbahn, verlobt sich mit einer dicken Köchin, heiratet sie und verläßt sie nie mehr. Wir sehen Familien, deren Mitglieder eigentlich lauter Minderwertige sind, jedes von ihnen weist deutlich wahrnehmbare psychische und körperliche Defekte auf, und dennoch sehen wir, daß jedes einzelne Mitglied dieser Familien „Glück“ in der wichtigsten Angelegenheit des Lebens hat, in Liebe und Ehe. Wir sehen eine andere Familie, die aus gutgearteten, begabten und liebenswerten Menschen besteht, von denen samt und sonders nicht ein einziger „Glück“ in diesem Punkte hat. Das Auftreten solcher Phänomene, nicht nur beim einzelnen Individuum, sondern eben in blutsverwandten Gruppen, deutet darauf hin, daß die Anziehung der Liebe, die Fähigkeit zum „Glück in der Liebe“ auf Zuständen beruht, die aus ebenso unerkennbaren Kräften kommen, wie etwa Elektrizität und Magnetismus. Wir sehen nur eine Wirkung, ohne die Ursache analysieren zu können. Die Annahme liegt nahe, daß es sich bei den Vorgängen der Liebe um eine Komplementierung handelt, die zwar als „seelisch“ empfunden wird, deren physiologisch-organische Seite aber nicht übersehen werden darf. Vielleicht sind es die chemisch- physiologischen Bestandteile des Blutes und des Gefäßsystems (aus denen die Phänomene des Temperamentes kommen), vielleicht der Bau des seelisch-physischen Gewebes, auf den es bei diesen geheimnisvollen Anziehungen ankommt. Man vermutet, daß das geschlechtliche Zentrum seinen Sitz im Gehirn hat / aber was ist damit gesagt? Die Rätsel der Liebe haben noch vielen Aufschluß von der Reizphysiologie zu erwarten. Vielleicht wird die Wissenschaft kommender Zeiten Liebeswellen finden, wie sie Ätherwellen fand. „Schwingungen“ beobachten, die sich als Liebe entladen, ein Fluid, eine Kraft, ein Element vielleicht, das von Mensch zu Mensch geht und „wirkt“. (Wirken heißt immer verändern, nach philosophischer Definition.) Wirkt auf das Auge zuerst, von da in den Gedanken übergeht, und von da den Nerven sich mitteilt, von da ins Blut strömt, dann den Weg nimmt, der zur Schaffung eines Neuen dient und wiederkehrt aus der Dunkelheit des Mutterleibes als ein neuer Mensch.
Das Unerklärliche, das Dämonium der Liebe, haben die Menschen immer mit Furcht und Ehrfurcht empfunden. Jedes Volk hat seine Fabeln von Liebestränken und Liebeszaubern, und in dem großen Gespräch über die Liebe, das in Platons Gastmahl geführt ist, ist es schließlich Diotima, die Priesterin, deren Deutung des Eros anerkannt wird: „Eros ist kein Gott, er ist ein Dämon.“ Das unfaßbare, unerklärbare, kaum beschreibliche, gleichzeitig heroische und verräterische Dämonium der Liebe hat in den Riesengestalten zweier Dichtungen seine deutlichste Verbildlichung gefunden. In der einen Dichtung ist es das Groteske des Liebesspukes, in der anderen die Tragödie des Verrates, die zum Stoffe wurde. In Shakespeares „Sommernachtstraum“ jagen einander die Paare wie toll. Die sich eben noch liebten, beschimpfen einander in der nächsten Minute, da Kobolde und Elfen sie nasgeführt. Das Mädchen, vor dem er eben noch entlaufen, begehrt der Jüngling stürmisch / da Puck ihm den Saft eines Kräutleins auf die Lider gesprengt. So begrenzt der Wald, der Sommernachtswald dieses Traumes ist, so unmöglich ist es doch, daß die Liebenden einander darin finden, solange Kobolde, Elfen und Pucke mit ihnen ihr Spiel treiben. Ein Stein liegt auf dem Wege, wie ein Hügel von Moos / ein Elfer ist's, Puck selbst, der, zusammengerollt, alle, die dieses Weges müssen, straucheln macht! Und nicht eher kann die Verwirrung, Betörung, Verhexung sich lösen, als bis die Dämonen versöhnt sind, bis es den Schatten gefällt.
Ein Symbol des Dämoniums der Liebe hat auch Kurt Laßwitz in seinem Buch „Aspira“, Roman einer Wolke, geschaffen. Die Seele der Wolke Aspira verbindet sich mit einer Frauenseele und macht sie zur „Liebe“, zur richtigen Menschenliebe unfähig. Erst als Aspira sich wieder herausrettet aus der dumpfen Enge der Menschlichkeit in ihre selig-freien Höhen, kann Vera / der Philosophie Doktorin, Naturforscherin und Braut eines jungen Gelehrten / wieder lieben.
Die andere Dichtung der Weltliteratur, in der das Symbol zu übermenschlicher Größe wuchs, ist die Tragödie: Siegfried und Brünhild. Der ihr die Brünne erbricht, zu der er durch Feuer gefahren, dem sie einzig erwachen durfte, der sich ihr heilig vermählt, Siegfried, das Leben der Erde, der lächelnde, furchtlose Held / er bricht die Treue, bricht die Liebe. Er betritt die Halle am Rhein, und ein magischer Trunk wird ihm gereicht.

„Willkommen, Gast,
in Gibichs Haus!
Seine Tochter reicht dir den Trank.“

Brünhilde trinkt er den Trunk, aber da er ihn absetzt / hat er Brünhilde vergessen. Mit Wunderkünsten hat ihn ein anderes Weib gebunden. Dunkel nur dämmert es noch in ihm:

„Auf Felsen hoch ihr Sitz;
ein Feuer umbrennt den Saal“…?
– – – – – – – –
„Nur wer das Feuer durchbricht…?
– – – – – – – –
„– darf Brünhildes Freier sein.“

Vergessen hat er, vergessen, was sich dort begab! Um Gudrune zu erringen, hat er Brünhilde nicht nur vergessen, nein, er durchstürmt noch einmal das Feuer, raubt ihr den Ring, den er ihr gegeben / und zwingt sie in die Arme eines andern. Was ist geschehen? Der dämonische Trank, den ihm Gudrune reichte / nur ein Symbol ist's für das Walten der dunkelsten Magie, deren Opfer und Sklave jeder Mann werden kann.

„Echter als er
schwur keiner Eide;
treuer als er
hielt keiner Verträge;
lautrer als er
liebte kein andrer;
und doch alle Eide,
die Verträge,
alle treueste Liebe –
trog keiner wie er!“

Liebe als Dauergefühl ist dort möglich, wo Menschen imstande sind, eine dauernde Gegenwart füreinander zu sein, immer wieder durch ihr Sein aufeinander zu wirken, nicht aber als Resultat eines vergangenen Impulses. Denn wie keine Begeisterung, so ist auch die Verzückung der Liebesleidenschaft „keine Ware, die sich einpökeln läßt auf viele Jahre“. Auch die Biologie versucht es, Erklärungen für das Phänomen der Anziehung beim Menschen und in der höheren Tierwelt immer wieder zu suchen. Man hat beobachtet, daß Ähnlichkeit überaus oft als starke sexuelle Anziehung wirkt. In diesem Vorgang könnte ein zwiefacher Wille der Natur sich kundgeben. Der erste wäre der, eine Verdeutlichung einer bestimmten Varietät herbeizuführen, ausgeprägte Charaktere entstehen zu lassen. Der zweite aber wäre ein Wille zur Vernichtung, zur Ausjätung eines bestimmten Types. Denn die Nachkommen, die aus allzu ähnlichen Keimzellen hervorgehen, weisen zumeist einen Mangel an Lebenskraft auf. Ohne Zweifel geht das Ähnlichwerden der beiderseitigen Keimplasmen mit einer Verminderung ihrer biologischen Energie Hand in Hand. Daher das Verbot des Inzestes in allen Religionen und Moralen, und der Tod des Übertreters dieses Verbotes hat bei jedem Volk seinen Mythos gefunden. Nur die höchstdenkbare Vollkommenheit darf Inzucht begehen / aus Siegmunds und Sieglindes Inzest wird der herrlichste Held, aber nur Wälsungen-Geschwister dürfen sich vermählen. / Gerade dieser inzestartige Begattungstrieb besonders auf Grund auffälliger psychologischer Ähnlichkeiten ist bei dem krankhaften Zustande der Heutigen am Werk. Besonders beim Mann. Vollkommen gleich muß „sie“ empfinden in jeder Schwingung ihrer Seele, um ihn zu befriedigen. Eine befremdliche Stumpfheit für den Reiz einer anderen Eigenart ist sehr oft zu beobachten, nur immer die Bestätigung des eigenen Ichs wird zärtelnd geliebt.
Auch das Extreme, Unähnliche zieht sich manchmal in ebenso unerklärlicher Weise an. Außerdem stehen wir aber nicht nur unter dem Einfluß der Artimpulse, sondern auch unter dem der durch die Kultur erworbenen Reize, so daß die Lösung des Problems der Anziehung immer schwieriger wird.
Die Angst vor dem Dämon der Liebe ist besonders dem Manne eigen. Immer hat er im Weibe den „Dämon“ gefürchtet. Dieser Dämon verkörpert ihm die reine Idee der Zerstörung. Und wie zittert der Mann vor diesem Dämon, gerade weil er ihn lockt. Millionen Frauen werden die Beute von Abenteurern, Lügnern, Betrügern und Verführern. Hat aber das Weib jemals den Dämon Mann gefürchtet? Ihn nicht zu fürchten, sich ihm auszuliefern auf Tod und Leben, ist, so scheint es, ihre mystische Mission. Sie muß und will begattet werden, geschehe dann, was da wolle. Der Mann aber bebt, zittert, flüchtet vor der eigenen Begier.
Nur ein Mann konnte so viel Dämonie auf ein Frauenzimmerchen zusammentragen, wie Wedekind auf den Erdgeist Lulu. Seit jeher schwelgte die männliche Phantasie in der Gestaltung dieser Angst vor dem Erdgeist. Die kleine Jüdin in Grillparzers Drama muß zum Schlusse von der moralischen Weltordnung zerfleischt werden / denn der arme König Alphons ist ja von ihr „betört“ worden. Dasselbe Motiv stützt das neue Hauptmannsche Drama „Kaiser Karls Geisel“. In jedem historischen und literarischen Bericht über irgendein „unerlaubtes“ Liebespaar finden wir das Weib als die netzewebende gefährliche Spinne dargestellt. „Er geriet in die Netze der George Sand“, heißt es in der Biographie von Liszt. Arme schwache Männlein! / Wenn die Frau so viel Haß und Angst vor dem Manne bekundet hätte, wie umgekehrt der Mann vor der Frau, sie wäre zum Gespött geworden. Und doch lehrt die Erfahrung des täglichen Lebens, wieviel mehr Übel der Frau von dem Manne kommt, als ihm von ihr / schon deswegen, weil sie, die Frau, es ist, bei welcher durch das Unglück in der Liebe auch die Frucht mit zerschmettert wird, das Kind. Dennoch haben die Frauen niemals „gezittert“ vor dem Dämon Eros, sondern sind ihm, im Gegenteil, mit ihrem prangendsten Lächeln entgegengegangen. Das gibt zu denken.
Erst das Christentum hat den „Dämon“ Weib erschaffen. Das nazarenische Moment der „Furcht“ vor dem Weibe wurde durch die christliche Mißhandlung der Sexualtriebe begünstigt. Der Dämon im Weibe wurde dann ein ästhetischer Wert, den der dekadente Mann sich züchtete, weil er ihn zur Aufpeitschung seiner erschlafften Sexualimpulse brauchte. Die „Sphinx mit der Tatze“, der „Dämon“, der „Erdgeist“ mußten kommen, um ihn genußfähig zu machen. Alle Schauer des Übersinnlichen mußten seinem Unvermögen aufhelfen. Eine „dämonische“ Griechin ist nicht denkbar, weil im tiefsten Grunde überflüssig. Griechenland hatte ja Helden! (Aspasia hat keine Spur vom Dämon.) Und wenn gerade Diotima, die griechische Priesterin, es ist, die den Eros einen Dämon nennt, so meint sie damit durchaus nicht den geheimnisvollen Zerstörungstrieb, den man im Weibe verkörpert zu sehen liebt, sondern sie will hinweisen auf die Mitwirkung der geschlechtlich-produktiven Mächte, auf die Kraft, die den Menschen aus den Fesseln seines individuell-empirischen Daseins heraushebt, die der „Mittler“ ist zwischen Göttern und Menschen.
Auch dem alten Germanen in seiner ungebrochenen Kraft war der Dämon Weib nicht nötig. Aus den realen Bedürfnissen bilden sich die „idealen“ Typen der Kunst und des Lebens. Schon in der Mona Lisa ist der Dämon zu spüren / trotz der Mütterlichkeit, die außerdem noch in ihr ist / trotzdem ist auch in ihr schon das ästhetische Dekadenten-Ideal der passiv anlockenden, kaltblütig verzehrenden und zerstörenden Macht der Sphinx. So manche „Sphinx“ aber ist hohl wie ein Kinderspielzeug, wenn man sie aufklopft.

Was war und ist das Weib dem Manne? Genußobjekt, Märtyrerin, Dämon, Verhängnis oder auch soziale Notwendigkeit (Hausfrau). Neueren Datums auch noch etwas anderes: Mensch und Seele. Gerade die „interessante Frau“, die Undine aller Sagen, die der Moralphilister so gerne zur Abenteurerin stempelte und in deren jähen Gegensatz er die andere stellte, die, die am Herde waltet / sie, die Elementare, die der Mann nicht aufzulösen vermag und die er darum fürchtet, ist neuerdings auch fähig geworden, „das Haus zu teilen“. Undine wird nicht mehr zurückgeschleudert in das Grenzenlose, in das brandende Meer, in dem sie vergehen muß. Undine ist nicht nur die Zerstörerin, und die „am Herde“ ist neuerdings nicht mehr die alleinige Hüterin der ehelichen Liebe. Das Nixlein wird heimgeholt! Ein wundervolles Gedicht gestaltet die Tragödie der „dämonischen“ Weiblichkeit:


Novelle

Im Schloß ist Hochzeit, und der Lichterschein
Glüht durch die Fenster in den Wald hinein,
Und hebt der Tanz der Violinen an,
So musiziert das Echo auch im Tann.

Das Waldprinzeßlein schlängelt sich bis hart
Zum Rand der Stämme hin und lauscht und starrt,
Mit Tränen füllt der Glanz sein Augenpaar,
Verzweiflung löst sein märchenwildes Haar.

Der Markgraf tritt mit seinem Jung-Gemahl
Auf den Balkon. Als rief' ihm tief im Tal
Mit wunder, kranker Klagestimme wer,
So wird sein Herz auf einmal bang und schwer.

Die Markgräfin, die noch sein Arm umfängt,
Sieht, wie sein Blick verwirrt im Dunkel hängt.
Sie flüstert nur in ungewisser Qual:
„Die Abendluft weht kühl, komm in den Saal!“

(Camill Hoffmann)

Ein neues Kulturideal läßt die Markgräfin nicht mehr ausschließlich den Platz der Legitimität behaupten und läßt das Nixlein nicht mehr als die verjagte Zerstörerin erscheinen. Man hört endlich auf, das heiße, leidenschaftliche, elementare Weib schlechtweg als „Dämon“ zu betrachten. Man heiratet zuweilen das Waldprinzeßlein. Ernst Schur2 nennt diese Konstruktion des Bildes vom dämonischen Weibe als Zerstörerin / „romantische Unfähigkeit, ein modernes Lebensideal neu zu formen … Mann und Weib sind Teilkräfte der einen Kraft, der Weltgeist spielt sie nicht gegeneinander aus, sondern läßt sie nebeneinander wirken … Das Weib ist weder Spielzeug noch Zerstörerin, es ist Mensch … Neben die romantische Erotik, die von den Künstlern und Dichtern der Gegenwart gepflegt wird, deren Einseitigkeit und Monotonie wir bedauernd empfinden, tritt dann eine neue Erotik, die von den Künstlern und Dichtern der Zukunft dargestellt werden wird: das erotische Erleben reifer, gleichwertiger Menschen, das sich … zu einem Menschheitsproblem von ganz neuer und eigener Bedeutung vertieft und erweitert.“
Hoffen wir auf Erfüllung dieser Voraussage. Richtige Menschenfrauen sollen das Literaturideal und auch das Lebensideal der kommenden Dichter werden. Volle, starke, elementare und doch nicht zerstörende Naturen werden es sein. Der Dämonen, Sphinxe, Erdgeister oder, im Gegensatz zu ihnen, der in Hingebung zerfließenden Kätchen und Gretchen ist man müde geworden, man wird es lernen, dem Weibe nicht nur zwei Möglichkeiten im Leben sowohl wie in der Dichtung zu errichten, nämlich die, Zerstörerin zu sein oder Zerstörte. Man wird es lernen, selbst dem Dämonium Heimstätten zu errichten, in denen sein Trieb zur Verheerung aufgelöst wird und nur die Macht zur Liebe erhalten bleibt. Das Nixlein wird nicht mehr in den Wald, Undine nicht mehr in das Meer zurückgejagt. Die Literatur, die vorbildlich und formenbildend auf das Leben wirkt (voraus wirkt), wird eingedenk eines neuen elementaren und dennoch durchaus lebensfördernden Frauentypes, der schon da ist und noch deutlicher werden wird, es lernen müssen, den Erdgeist seiner gefährlichsten Requisiten zu entkleiden und ihm die bauende Kraft des Weibes zuzugestehen. Ein neues Liebesideal wird in der Dichtung erstehen müssen, da weder das dämonisch zerstörende noch das sanft am Herde waltende dem Leben entspricht. Die nordischen Dichter, vor allem Ibsen, haben den Anfang gemacht; in zarten Silhouetten, die noch nicht Trägerinnen der Hauptrolle sind, haben sie dieses kommende Liebesideal der neuen Mannessehnsucht angedeutet. Die Petra im „Volksfeind“, die Lona Hessel in „Stützen der Gesellschaft“ das sind die Andeutungen einer ersten Ahnung einer neuen Weiblichkeit, die in ihrem Wirken elementar und doch nicht zerstörend ist, sondern führend, rettend, reinigend. Denn auch dieses ist das Dämonium der Liebe, diese rettende Erlösung, dieser große Umschwung, dieser neue Aufbau der krank gewordenen Seele; dieses das wahre „Mittlertum“ des Dämons. Und dieses Dämonium wird sich im Leben sowohl wie in der Kunst seine Gestalten erschaffen.

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HELMUT ZEH

† 1. Juli 2005

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