Bücher

Samstag, 20. Dezember 2008

Ist doch ganz einfach . . .

Ich teile alle Bücher in zwei Sorten ein: solche, die mir gefallen, und solche, die mir nicht gefallen. Ein anderes Kriterium habe ich nicht. Anton Čechov (1860 – 1904)

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Ein Buch ist ein Spiegel . . .

Ein Buch ist ein Spiegel, aus dem kein Apostel herausgucken kann, wenn ein Affe hineinblickt.Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Und für Hänschen ein Buch . . . aber welches?

von Peter Panter [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]: Vossische Zeitung, 06.12.1927

Wenn mein Papa mit dem Rufe „Julklapp!“ ein Weihnachtsgeschenk nach dem anderen durch die Tür feuerte (was ein alter Brauch in Pommern und in Mecklenburg ist, wenn ich nicht irre) – dann war bestimmt ein richtiges, dickes Jungenbuch dabei. So eines, das vor Neuheit klebte, wenn man vorsichtig die bunten Drucke mit den edlen Indianern und den kolorierten Generalen von den Textseiten zu lösen versuchte . . . Das hieß „Die Skalp-Jäger“ oder „Der gute Kamerad“ – nun. Sie kennen das.
Ich denke, daß die Jungen, die heute zehn und fünfzehn Jahre alt sind, älter sind, als wir es damals waren; diese Generation hat zuviel gesehen, um unberührt zu sein, sie weiß von zu vielen Sorgen und von sehr viel Technik. Was mag wohl solchen Jungen Spaß machen, wenn sie lesen wollen?
Da wäre ein gutes Jugendbuch zu empfehlen, und wenn ich dabei mitgetan habe und nun auch noch öffentlich davon spreche, so geschieht das, weil ich diese Art von Tendenzlosigkeit durchaus bejahe: es geht ein anständiger Ton durch das Buch, dessen Herausgeber dem jungen Menschen nicht huldvoll auf die Schultern klopfen, sondern die auf saubere Art unterhalten wollen. Mir scheint, daß ihnen das gelungen ist. Das Buch heißt „Jugend und Welt“ und ist im Verlage von Williams &. Co. zu Berlin-Grunewald erschienen. Wäre ich noch ein Junge: ich würde längelang auf der Erde damit liegen.
Wenn man will, ist der Band so eine Art Kindermagazin: voll von Fotos, bunten Bildern, Maschinen, spannenden Geschichten und einer Menge Kleinkram, der der Jugend, solange es eine gibt, immer Spaß gemacht hat. Filmtricks und Abenteuer, Erzählungen aus allen Weltteilen, Preisaufgaben und Späße und auch Beiträge von Elf- und Zwölfjährigen . . .
In Klammem für die Erwachsenen: wieviel Arbeit hinter solch einem Werk steckt, ahnt kaum einer, und man soll es auch gewiß nicht merken. Nichts nämlich ist in Deutschland schwerer zu haben als das ganz Einfache, das, was jedes Kind verstehen kann – das Voraussetzungslose. Es sind ein paar, auch für den Erwachsenen, und gerade für ihn, sehr interessante Stücke in dem Band: so erzählt Brecht die Erlebnisse des Boxers Samson-Körner wieder (mit dem ungemein bezeichnenden Satz: „Es ist das Wichtigste im Leben, daß man in Betracht kommt!“) – und der Ton, in dem er eine an sich kleine Geschichte erzählt, ist gut getroffen. Es ist seiner.
Was in dem Band an Belehrendem steckt, ist so geschickt verarbeitet, daß sich niemand belehrt fühlt; denn prompt überschlägt jeder richtige Junge und jedes frische Mädchen „pädagogisch“ aufgetakelte Kapitel. Hier gibt es nichts zu überschlagen – so, wie man die guten, alten Kinderbücher in jeder Spanne seines Lebens lesen kann, so scheint es mir ein gutes Zeichen zu sein, wenn auch unsereiner so ein Jugendbuch mit dem größten Interesse liest. "Wir hatten mal einen Lehrer", von dem Zeichner Fritz Wolff entzückend erzählt und bebildert, ist eine kleine Kostbarkeit, die auch heute noch gilt, wenngleich sich in der Schule seitdem so vieles zum Besseren gewendet hat. Es sind sehr witzige Denksportaufgaben in dem Buch, und eine Darstellung wie "Die Zeitung" von Wolf Zucker ist beste, allerbeste Erziehungsarbeit für keine Partei – es sei denn für die der anständigen Menschen.
Der Bilderteil ist gut und läßt den Betrachter nicht locker, am besten die Fotografien; für die Bilder ist zu sagen, daß man für Kinder gar nicht naturalistisch genug "durchzeichnen" kann, wie es etwa die englische Illustrationstechnik der Magazine tut. Ein Kind will genau sehen und mit dem Finger darüber hinfahren: da muß ein Fisch ein Fisch sein und ein Kuli ein Kuli. Übrigens ist auch vom Verfasser des bekannten „Dr. Doolittle“ etwas zu lesen, und sogar etwas sehr Hübsches.
Kurz: Es geht also. Es muß nicht immer für die Jugend mit Pauken und Trompeten die imperialistische Trommel gerührt werden, und wenn es so etwas wie ein demokratisches Jugendbuch im besten Sinne geben kann: hier ist eines.

Freitag, 5. Dezember 2008

Lebendiger Inhalt

Die alten Bücher sind selten, die zwischen Unverständlichem und Selbstverständlichem einen lebendigen Inhalt bewahrt haben.Karl Kraus (1874 – 1936)

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Aus aktuellem Anlass: Buchmesse 2008


Verlagskataloge
von P.P.

Verlagskataloge –? Was ist das –? Das gibt’s wohl gar nicht mehr? Früher…
Da liegen nun auf meinem Nachttisch die alten sorgfältigen und vollständigen Kataloge von Georg Müller, von Piper, von S. Fischer, vom Insel-Verlag … viel Arbeit und Mühe, viel Kosten und Papier sind auf diese Kataloge verwandt worden … und es hat sich auch gelohnt. Denn der Käufer trat in eine enge Beziehung zum Verlag, er kam ihm näher; er las diese Verzeichnisse wie eine Liste guter alter Bekannter … aha! das ist jene Ausgabe und: schau an! die ist nun auch vergriffen, aber ich habe sie noch … und das da, das sollten sie mal wieder neu auflegen … und so fort. Und er sah noch etwas.
Er sah das Gesicht des Verlages.
Denn es hat einmal im deutschen Verlagsbuchhandel eine Zeit gegeben, wo man bei einer Neuerscheinung ziemlich genau hätte angeben können: Das kann nur bei X. erschienen sein. Dann gab es eine Zeit, in der man sagen konnte: Bei Y. kann das nicht herausgekommen sein … und heute weiß man gar nichts mehr. Jedes kann so ziemlich bei jedem erschienen sein, und man kann sie fast allesamt untereinander austauschen. Sie sollten sich fusionieren. Und die richtigen Verlagskataloge haben sie auch nicht mehr.
Ausnahmen zugegeben. Die Insel … Fischer … aber das ist alles nicht vollständig genug, und man hätte doch alle paar Jahre gern eine ganz genaue Liste dessen, was die großen Verlage während ihres Bestehens gemacht haben. Es ist auch bibliographisch nicht in Ordnung; statt einer guten Liste alter vergriffener Bände drucken sie da diese dummen Zeitungsurteile über ihre Bücher ab („Rein kulturhistoriographisch ist hier eine glänzende Arbeit fabelhaft gemacht. Auch vom menschlichen Standpunkt …“). Schade.
Freilich, bei manchen Verlagen würde sich, machten sie solche Kataloge, etwas Erschreckendes zeigen. Es zeigte sich dann nämlich, daß der Herr Verleger von Neuigkeit zu Neuigkeit getaumelt ist, von Konjunktur zu Konjunktur, von Tierbüchern zu Kriegsbüchern, von o Mensch zur neuen Sachlichkeit, von Turksib zur neuen Romantik … solch ein Verlagskatalog kann eine Aufdeckung sein und eine Blamage.
Sie hegen und pflegen nicht, was sie machen. Die Folgen sind betrüblicher Natur.
Keine Kontinuität mehr, nur Literaturbörse; wenig Verlagsgesichter, aber viel Fratzen; keine Treue des Käufers, keine des Verlegers – nichts. Woher sollte das alles auch kommen? Wenn die Kaufleute doch endlich lernen wollten, daß das, was alle zugleich machen, keinem mehr zugute kommt; sie könnten sich die Ausgaben sparen. Wenn alle Umschläge bunt brüllen, hört man zum Schluß gar nichts mehr. Wenn alle ihre Bücher in den drei Monaten vor Weihnachten herausbringen, verstopfen sie den eignen Markt, machen den Käufer kopfscheu und haben also falsch spekuliert. Es ist, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Affentheater.
Und warum ist das? Weil in die Breslauer der falsche Amerikanismus gefahren ist, zu dem in diesem Lande, bei dieser geschwächten Kaufkraft, auch nicht der leiseste Grund vorliegt. Es ist alles nicht wahr, euer Getue nicht und eure Eile nicht und nichts. Ihr seid in Wahrheit faul.
Es ist nämlich viel mühseliger, Steinchen auf Steinchen einer Tradition aufzubauen, als auf einen ‚Schlager’ zu spekulieren, der dann die ganze Saison herausreißen soll. Und nach zwei Jahren kennt ihr euer eignes Genie nicht mehr. Es ist schwerer, sich einen Stamm von Autoren und von Lesern bestimmter Geistesart und einheitlicher Denkfärbung heranzuziehen als im Literatur-Bac zu setzen, und doch: es lohnt. Natürlich gäbe es dabei Rückschläge, Enttäuschungen … zum Schluß aber stände ein Gebäude da und nicht einer von diesen Zeitungskiosken, an denen die Schlagzeilen kreischen.
In der Fachliteratur ist das ja wohl anders.
In der sogenannten schönen Literatur aber, die diesen Beinamen heute weniger verdient denn je, ist es mit der Kontinuität traurig bestellt. Es gibt kaum noch große und echte Verlagskataloge. Und so kaufen die Leute keine Verlagswerke mehr, sondern nur noch Novitäten, und so hält sich jedes dieser sinnlos herausgeschleuderten Bücher allerhöchstens ein Jahr … und den Schaden tragen die Autoren und die amerikanischen Verleger aus Beuthen. Sie haben so wenig Verlagskataloge. Weil sie so wenig Verlage haben.



Dies schrieb Kurt Tucholsky vor 77 Jahren unter dem Pseudonym Peter Panter in der „Weltbühne“ vom 24. Februar 1931. Es wäre überflüssig, dem im Oktober 2008 etwas hinzufügen zu wollen.

Freitag, 29. August 2008

Der Schatz der deutschen Prosa

Wenn man von Goethes Schriften absieht und namentlich von Goethes Unterhaltungen mit Eckermann, dem besten deutschen Buche, das es gibt: was bleibt eigentlich von der deutschen Prosa-Literatur übrig, das es verdiente, wieder und wieder gelesen zu werden? Lichtenbergs Aphorismen, das erste Buch von Jung-Stillings Lebensgeschichte, Adalbert Stifters Nachsommer und Gottfried Kellers Leute von Seldwyla, – und damit wird es einstweilen am Ende sein.Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)

Freitag, 28. März 2008

Langweilige Bücher . . .

Manche Bücher sind länger als sie scheinen. Sie haben in der That kein Ende. Die Langeweile die sie erregen, ist wahrhaft absolut und unendlich. Musterhafte Beyspiele dieser Art haben die Herren Heydenreich, Jacob, Abicht und Pölitz aufgestellt. Hier ist ein Stock, den jeder mit seinen Bekannten der Art vergrößern kann.Novalis [i. e. Friedrich von Hardenberg (1772 – 1802)]Lese das Buch, langweilig, schlafe drüber ein, im Schlafe träume ich weiterzulesen, erwache vor Langeweile, und das dreimal –Heinrich Heine (1797 – 1856)

Montag, 17. März 2008

Mit neuen Büchern liebeln . . .

Vorliebe erkaltet, Neigungen schlafen ein, Bücher, mit denen man wie verheiratet war, werden einem schließlich stumpf, reizlos, gleichgültig, und man liebelt mit neuen.Peter Panter [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Donnerstag, 13. März 2008

Was ist ein Buch?

Ein Buch ist ja keine Drehorgel, womit uns der Invalide unter dem Fenster unerbittlich die Ohren zermartert.

Ein Buch ist sogar noch zurückhaltender, als das doch immerhin mit einer gewissen offenen Begehrlichkeit von der Wand herabschauende Bildnis.

Ein Buch, wenn es so zugeklappt daliegt, ist ein gebundenes, schlafendes, harmloses Tierchen, welches keinem was zuleide tut. Wer es nicht aufweckt, den gähnt es nicht an; wer ihm die Nase nicht grad zwischen die Kiefern steckt, den beißt's auch nicht.
Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Mittwoch, 12. März 2008

Gewisse Bücher . . .

Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man daraus lerne, sondern damit man wisse, daß der Verfasser etwas gewußt hat.Johann Wolfgang Goethe (1749 – 1832)

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"Es gibt Worte, die nie gesagt werden dürfen, sonst sterben sie ..." – Kurt Tucholsky

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"Wer ein Buch zusammenstellt mit hilfreicher Weisheit, erdacht von anderen Köpfen, leistet der Menschheit einen größeren Dienst als der Verfasser eines Epos' der Verzweiflung." – Ella Wheeler Wilcox (1850 – 1919)

2017 in 4. Auflage erschienen:


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2010 erschienen:


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2018 in 3. Auflage erschienen:


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HELMUT ZEH

† 1. Juli 2005

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