Bücher
Einen Roman zu schreiben, mag ein reines Vergnügen sein. Nicht ohne Schwierigkeiten ist es bereits, einen Roman zu erleben. Aber einen Roman zu lesen, davor hüte ich mich, so gut es irgend geht. Karl Kraus (1874 – 1936)
Clarisse1 - 16. Nov, 02:32
Wenn ein Schriftsteller sich jederzeit der Macht bewußt wäre, die in seine Hand gegeben ist, würde ein ungeheures Verantwortlichkeitsgefühl ihn eher lähmen als beflügeln. Auch das Bescheidenste, was er veröffentlicht, ist Same, den er streut und der in anderen Seelen aufgeht, je nach seiner Art.Christian Morgenstern (1871 – 1914)
Clarisse1 - 2. Nov, 11:11
Gespräch ist gegenseitige distanzierte Berührung. Ein Buch ist chiffriertes Tasten. Lies es, taste daran, und du wirst wiederbetastet werden, es wird sich die Erscheinung seines Verfassers auf und in die deine dechiffrieren, als telegraphierte er dir mit unsichtbaren Fingern durch die Stirn.Christian Morgenstern (1871 – 1914)
Clarisse1 - 25. Okt, 11:35
von Peter Panter [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]
Brom, Bromural, Pantopon, Bromopon, Pantoral . . . es geht nichts über ein gutes Buch. Einschlafen –
Die Räderchen laufen noch, bei gehemmtem Antrieb, es grübelt, selbst der Pyjama ist noch wach und will gar nicht still liegen. "Eine schreckliche Angewohnheit!" sagte meine gute Großmama. "Im Bett zu lesen! Ein junger Mann legt sich ins Bett und schläft!" Die gute Großmama; sie übertrieb so gern. Gibt es etwas Schöneres, als im Bett zu lesen? Auf der Kurve heult eine verspätete Elektrische; Stimmen tönen herauf; ein Auto pustet; einer geht auf der Treppe – und du liegst in der Kajüte deines Betts, niemand kann dir etwas tun, und du blätterst und liest, Bücher rutschen über die schräge Decke auf den Boden, du hörst es nicht, du legst dich von einer Seite auf die andre Seite, schade, daß man nicht mit den Füßen lesen kann, es wäre eine große Erleichterung . . .
Lesen. Lesen. [. . .]
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Aus: Auf dem Nachttisch (1927)
Clarisse1 - 22. Okt, 20:23
Wenn ich der Vollendung nahe bin, beginne ich erst zu zweifeln und da brauche ich dann einen, dem ich alle meine Fragen beantworte.Karl Kraus (1874 – 1936)
Clarisse1 - 21. Okt, 16:32
Ein guter Schriftsteller erhält bei weitem nicht so viele anonyme Schmähbriefe, als man gewöhnlich annimmt. Auf hundert Esel kommen nicht zehn, die es zugeben, und höchstens einer, der's niederschreibt.Karl Kraus (1874 – 1936)
Clarisse1 - 16. Okt, 12:55
Denke dir immer jemanden, auf den deine Sätze durchaus nicht so Eindruck machen, wie sie's dir selber bisweilen tun, der sie vielmehr trocken und gleichgültig prüft, ja beinahe feindselig, wie ein Mensch, den jede neue Behauptung zunächst – ärgert.Christian Morgenstern (1871 – 1914)
Clarisse1 - 15. Okt, 12:54
Ich lese nie ein Buch, das ich besprechen muss – man lässt sich so leicht beeinflussen.Oscar Wilde (1854 – 1900)
Clarisse1 - 11. Okt, 13:52
Ein Buch will seine Zeit, wie ein Kind. Alle schnell in wenigen Wochen geschriebenen Bücher erregen bei mir ein gewisses Vorurteil gegen den Verfasser. Eine honette Frau bringt ihr Kind nicht vor dem neunten Monat zur Welt.Heinrich Heine (1797 – 1856)
Clarisse1 - 10. Okt, 09:44
Ich hab's noch nicht versucht, aber ich glaube, ich müßte mir erst zureden und dann fest die Augen schließen, um einen Roman zu lesen.Karl Kraus (1874 – 1936)
Clarisse1 - 3. Okt, 20:50