Sonntag, 8. Juli 2007

Die beiden Esel

von Christian Morgenstern (1871 – 1914)

Ein finstrer Esel sprach einmal
zu seinem ehlichen Gemahl:

"Ich bin so dumm, du bist so dumm,
wir wollen sterben gehen, kumm!"

Doch wie es kommt so öfter eben:
Die beiden blieben fröhlich leben.

Samstag, 7. Juli 2007

Aufgespießt II

Der Journalismus ist ein Terminhandel, bei dem das Getreide auch in der Idee nicht vorhanden ist, aber effektives Stroh gedroschen wird.Karl Kraus (1874 – 1936)

Freitag, 6. Juli 2007

Aufgespießt I

Eine gewisse Psychoanalyse ist die Beschäftigung geiler Rationalisten, die alles in der Welt auf sexuelle Ursachen zurückführen mit Ausnahme ihrer Beschäftigung.Karl Kraus (1874 – 1936)

Donnerstag, 5. Juli 2007

Man sollte mal . . .

von Peter Panter [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Man sollte mal heimlich mitstenographieren, was die Leute so reden. Kein Naturalismus reicht da heran. Gewiß: in manchen Theaterstücken bemühen sich die Herren Dichter, dem richtigen Leben nachzuahmen – doch immer mit der nötigen epischen Verkürzung, wie das Fontane genannt hat, der sie bei Raabe vermißte, immer leicht stilisiert, für die Zwecke des Stücks oder des Buchs zurechtgemacht. Das ist nichts.
Nein, man sollte wortwörtlich mitstenographieren – einhundertundachtzig Silben in der Minute – was Menschen so schwabbeln. Ich denke, daß sich dabei folgendes ergäbe:
Die Alltagssprache ist ein Urwald – überwuchert vom Schlinggewächs der Füllsel und Füllwörter. Von dem ausklingenden "nicht wahr?" (sprich: "nicha?") wollen wir gar nicht reden. Auch nicht davon, daß: "Bitte die Streichhölzer!" eine bare Unmöglichkeit ist, ein Chimborasso an Unhöflichkeit. Es heißt natürlich: "Ach bitte, sein Sie doch mal so gut, mir eben mal die Streichhölzer, wenn Sie so freundlich sein wollen? Danke sehr. Bitte sehr. Danke sehr!" – so heißt das.
[...] Den ganzen Beitrag lesen.

Mittwoch, 4. Juli 2007

Neid

Moralische Entrüstung? Nur zu oft Neid!

Es gibt keine mächtigere Stütze der Sittlichkeit als den Neid.

Moralische Vergehen verdammt man um so strenger, je mehr Genuß dabei zu beneiden ist.
Emanuel Wertheimer (1846 – 1916)

Dienstag, 3. Juli 2007

Philister

Der Spießer setzt gern in seine Klagen das Wort ‚heute’, als ob nicht zu allen Zeiten die Menschen geistig träge, dummdreist, laut und verfressen gewesen seien.Peter Panter [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Sonntag, 1. Juli 2007

TUGEND vs. LASTER

von Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Ach, ich fühl es! Keine Tugend
Ist so recht nach meinem Sinn;
Stets befind ich mich am wohlsten,
Wenn ich damit fertig bin.

Dahingegen so ein Laster,
Ja, das macht mir viel Pläsier;
Und ich hab die hübschen Sachen
Lieber vor als hinter mir.


REUE

Die Tugend will nicht immer passen,
Im ganzen läßt sie etwas kalt,
Und daß man eine unterlassen,
Vergißt man bald.

Doch schmerzlich denkt manch alter Knaster,
Der von vergangnen Zeiten träumt,
An die Gelegenheit zum Laster,
Die er versäumt.

Freitag, 29. Juni 2007

Ohne Titel

In einer Beziehung hat die Religion ihren Einfluß noch ganz bewahrt: als Vorwand gegenseitiger Verfolgung.Emanuel Wertheimer (1846 – 1916)

Donnerstag, 28. Juni 2007

Neue Bildungen, der Natur vorgeschlagen:

von Christian Morgenstern (1871 – 1914)

Der Ochsenspatz
Die Kamelente
Der Regenlöwe
Die Turtelunke
Die Schoßeule
Der Walfischvogel
Die Quallenwanze
Der Gürtelstier
Der Pfauenochs
Der Werfuchs
Die Tagtigall
Der Sägeschwan
Der Süßwassermops
Der Weinpintscher
Das Sturmspiel
Der Eulenwurm
Der Giraffenigel
Das Rhinozepony
Die Gänseschmalzblume
Der Menschenbrotbaum.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Eifersucht

Eifersucht ist ein Hundegebell, das die Diebe anlockt.Karl Kraus (1874 – 1936)

Dienstag, 26. Juni 2007

Wollen und Können

Wenn man erst will, dann kann man auch.Novalis (1772 – 1801)

Samstag, 23. Juni 2007

Lesen

Erst durch Lesen lernt man, wieviel man ungelesen lassen kann.Wilhelm Raabe (1831 – 1910)Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe; nichtsdestoweniger aber trägt es zur Erhaltung meines Geistes bei.Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)

Freitag, 22. Juni 2007

Lesen, was beißt und sticht ...

Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch?Franz Kafka (1883 – 1924)

Donnerstag, 21. Juni 2007

Die Schändliche

von Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Sie ist ein reizendes Geschöpfchen,
Mit allen Wassern wohl gewaschen;
Sie kennt die süßen Sündentöpfchen
Und liebt es, häufig draus zu naschen.

Da bleibt den sittlich Hochgestellten
Nichts weiter übrig, als mit Freuden
Auf diese Schandperson zu schelten
Und sie mit Schmerzen zu beneiden.


Mehr zum Thema:
Man beobachte einmal, wie die anständigen Herren eine Frau grüßen, von der „man spricht“. In dem Gruß ist der abweisende Stolz der Gesellschaftsstütze mit der einverständlichen Kennerschaft des Markthelfers vereinigt. Für beides möchte man ihnen an die Gurgel fahren.Ich hörte einen angeheiterten deutschen Mann einem Mädchen, das in eine Seitengasse einbog, die humoristisch deklamierten Worte nachrufen: „Da geht sie hin, die Schanddirne!“ Es ist nicht anzunehmen, daß je ein Gesetz zustande kommt, welches erlaubt, deutsche Männer niederzuschießen, die mit einem einzigen Wort den vollständigen Beweis ihrer Unnützlichkeit auf Erden erbracht haben.Die bürgerliche Gesellschaft besteht aus zwei Arten von Männern, aus solchen, die sagen, irgendwo sei eine „Lasterhöhle“ ausgehoben worden, und solchen die bedauern, die Adresse zu spät erfahren zu haben. Die Einteilung hat den Vorzug, daß sie sich in einer und derselben Person vollzieht, weil nicht Gegensätze der Weltanschauung, sondern bloß Umstände und Rücksichten für die Wahl des Standpunktes maßgebend sind. Man würde aber fehlgehen, wenn man glauben wolle, daß die sittliche Entrüstung und die Begierde in übersichtlicher Weise nebeneinander gelagert sind; sie greifen vielmehr ineinander und sind unaufhörlich damit beschäftigt, ihre Kräfte gegenseitig zu steigern und ihr Objekt zu vergrößern. Karl Kraus (1874 – 1936)

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"Es gibt Worte, die nie gesagt werden dürfen, sonst sterben sie ..." – Kurt Tucholsky

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HELMUT ZEH

† 1. Juli 2005

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