Samstag, 14. Februar 2009

Trost

von Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)

Mir wuchs aus Sorgen und Schmerzen
In Kummers Nacht
Ein Reis. Das hat meinem Herzen
Die Ruhe wiedergebracht.

Der Kummer wird wie ein Feuer
Allmählich verglühn –
Kommt dann vielleicht ein neuer –
Aber das Reis wird nimmer verblühn.

Freitag, 13. Februar 2009

Februarschnee . . .

von Cäsar Flaischlen (1864 – 1920)

Februarschnee
tut nicht mehr weh,
denn der März ist in der Näh!
aber im März
hüte das Herz,
daß es zu früh nicht knospen will!
warte, warte und sei still!

Und wär der sonnigste Sonnenschein,
und wär es noch so grün auf Erden,
warte, warte und sei still:
es muß erst April gewesen sein,
bevor es Mai kann werden!

Donnerstag, 12. Februar 2009

Millionenpublikum

Wer aber nicht eine Million Leser erwartet, sollte keine Zeile schreiben.Johann Wolfgang Goethe (1749 – 1832)

Montag, 9. Februar 2009

Verdächtigungen . . .

Wer glauben kann, daß alle Leute niederträchtig und lasterhaft denken, dessen Gedanken müssen selbst niederträchtig und lasterhaft seyn. Er muß sich des Verbrechens fähig finden, das er andern zutrauet.Orgon in: Johann Friedrich von Cronegk (1731 – 1758): Der Mißtrauische. Drama in 5 Akten, 1760.

Lesen III

Frühmorgens beim Anbruch des Tags, in aller Frische, in der Morgenröte seiner Kraft, ein Buch lesen – das nenne ich lasterhaft!
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)

Sonntag, 8. Februar 2009

Du nahmst mir sie

von Friederike Kempner (1836 – 1901)

Du nahmst mir sie
Und meine Seele mit,
Verhallet ist ihr Schritt,
Vergessen nie.

Du nahmst sie mir
Zerstörende Natur,
Doch ihren Körper nur,
Ihr Geist steht über dir.

Genommen ist der Grund,
Auf dem ich stand,
Nie Heilung fand
Die Stelle blutig, wund.

Samstag, 7. Februar 2009

Du und ich

von Max Dauthendey (1867 – 1918)

Du und ich!
Wunschlose Seligkeit
Strömt deine Nähe über mich.
Der Alltag wird zur Sonntagszeit,
Unsterblich schlingt das Leben sich
Um uns. Und Menschengöttlichkeit
Fühl' ich bei dir durch dich.

Was einst gewesen, weiß ich kaum.
Die enge Welt wird weiter Raum.
Und Holz wird Eisen, Eisen Holz
Und Stolz wird Demut, Demut Stolz.
Gar wunderbare Weisen
Singt dann bei seinem Kreisen
Mein Blut im Paradies für mich.
Es haben alle Wünsche Ruh', –
Ich weiß nicht mehr, wer bist dann du.
Ich weiß nicht mehr, wer bin dann ich.

Freitag, 6. Februar 2009

Drei Dinge

von Arno Holz (1863 – 1929)

Drei Dinge haben hier im Leben Macht:
Der Neid, die Hoffahrt und die Niedertracht;
Doch, wenn sie dich auch noch so schön bespucken,
Am Ende wirst du sie zu Boden ducken!

Verloren aber bist du auf der Welt,
Wenn sich die Dummheit dir entgegenstellt:
Sie setzt Spinoza hinter Löbel Pintus
Und hat die Weisheit aller Zeiten intus!

Sie lacht wie ein Kretin dir ins Gesicht
Und lästert alles, nur sich selber nicht;
Und nichts bleibt übrig dir vor diesem Viehchen
Als sacht dich in dich selber zu verkriechen!

Unser Wortschatz

von Arno Holz (1863 – 1929)

Die Philologen, die sich stritten,
Rechneten Wort für Wort zurück
Und sahn: der Schatz des grossen Britten,
Umfasste fünfzehntausend Stück!

Doch heut im neunzehnten Jahrhundert
Die Dinger wie der Wind verwehn:
Ein Droschkenkutscher braucht fünfhundert,
Ein lyrischer Dichter nur circa zehn!

Donnerstag, 5. Februar 2009

Der Nebenmensch

von Peter Altenberg (1859 – 1919)

Kein Mensch kann seinen Nächsten verstehen, er ist nämlich tatsächlich der Entfernteste. Nur deswegen sind alle Menschen enttäuscht und fassungslos. Sie meinen, der Andere müsse es genau so spüren wie sie. Das eben tut er leider nicht, sondern meistens umgekehrt. Ein Beispiel für viele, für alle bereits eigentlich: neben mir im Gasthause fünf liebe hübsche plaudernde Mädchen am Nebentische. Die Eine sagt: "Gott, dieser grüne Gorgonzola mit diesen grünen Kräuter-Streifen, zerfließend, scharf, aromatisch wie Wiesenduft im Munde, davon allein könnte ich mich ja ernähren!" Da sagte eine Andere: "Bitte, ich habe noch nicht gegessen, wenn Du so etwas Ekelhaftes sagst, muß ich hinaus, und kann nichts mehr bei mir behalten!"
Sehen Sie, Dies ist ein Bild des ganzen Lebens! Dich macht etwas selig, und der Andere muß hinaus! Überall ist "grüner Gorgonzola" mit Kräuter-Streifen, der dem Einen ein Leckerbissen, dem Anderen ein Brechmittel ist! Sie werden mir sagen: "Das sind alte Weisheiten, mein Lieber!" Ja, sie sind alt und Weisheiten, ganz richtig!

Mittwoch, 4. Februar 2009

Verschwörung

Neun Zehntel unserer ganzen Literatur hat keinen andern Zweck, als dem Publikum einige Taler aus der Tasche zu spielen: Dazu haben sich Autor, Verleger und Rezensent fest verschworen.Arthur Schopenhauer (1788 – 1860)

Dienstag, 3. Februar 2009

Stellungnahme aus berufenem Munde zum Thema "Verwendung von Büchern als Emetika"

Wenn ich ein Brechmittel brauche, hole ich es lieber aus der Apotheke als aus der Buchhandlung.Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)

Montag, 2. Februar 2009

Apropos: Bücher "verschlingen" . . .

Ein anregendes Buch – eine den Appetit reizende Speise.Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)

Samstag, 31. Januar 2009

Erinnerungen I


Herbst-3-Kopie

. . .

Die Kunst ist dem Philister der Aufputz für des Tages Müh' und Plage. Er schnappt nach den Ornamenten, wie der Hund nach der Wurst.Karl Kraus (1874 – 1936)

Freitag, 30. Januar 2009

Aufgespießt XXXV

Viele erinnern nur noch durch ihren Haß, daß sie einer Religion angehören.Emanuel Wertheimer (1846 – 1916)

Mittwoch, 28. Januar 2009

Laß tief in dir . . .

von August von Platen (1796 – 1835)

Laß tief in dir mich lesen,
Verhehl auch dies mir nicht,
Was für ein Zauberwesen
Aus deiner Stimme spricht?

So viele Worte dringen
Ans Ohr uns ohne Plan,
Und während sie verklingen,
Ist alles abgetan.

Doch drängt auch nur von ferne
Dein Ton zu mir sich her,
Behorch ich ihn so gerne,
Vergeß ich ihn so schwer!

Ich bebe dann, entglimme
Von allzurascher Glut:
Mein Herz und deine Stimme
Verstehn sich gar zu gut!

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"Es gibt Worte, die nie gesagt werden dürfen, sonst sterben sie ..." – Kurt Tucholsky

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HELMUT ZEH

† 1. Juli 2005

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