Jeder Mensch hat auch seine moralische backside, die er nicht ohne Not zeigt, und die er so lange als möglich mit den Hosen des guten Anstandes zudeckt.Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)
Clarisse1 - 23. Apr, 12:22
Es gibt eine gewisse Art von Büchern, und wir haben in Deutschland eine große Menge, die nicht vom Lesen abschrecken, nicht plötzlich einschläfern, oder mürrisch machen, aber in Zeit von einer Stunde den Geist in eine gewisse Mattigkeit versetzen, die zu allen Zeiten einige Ähnlichkeit mit derjenigen hat, die man einige Stunden vor einem Gewitter verspürt. Legt man das Buch weg, so fühlt man sich zu nichts aufgelegt, fängt man an zu schreiben, so schreibt man eben so, selbst gute Schriften scheinen diese laue Geschmacklosigkeit anzunehmen, wenn man sie zu lesen anfängt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß gegen diesen traurigen Zustand nichts geschwinder hilft als eine Tasse Kaffee mit einer Pfeife Varinas.Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)
Clarisse1 - 22. Apr, 22:33
Dumme Geschichte ist ein Pleonasmus. Die Geschichte der Menschheit ist nichts als eine Geschichte der Dummheit.Ludwig Börne (1786 – 1837)
Clarisse1 - 22. Apr, 09:28
Liebeswahnsinn! Pleonasmus!
Liebe ist ja schon ein Wahnsinn!Heinrich Heine (1797 – 1856)
Clarisse1 - 21. Apr, 00:11
von Felix Dörmann (1870 – 1928)
Ich sehne mich nach einer Traumgestalt,
Nach einem unberührten, keuschen Wesen,
Das noch im Buch der Sünde nicht gelesen,
Das Wollust nicht einmal im Geist umkrallt.
In ihrer Seele müßte Mitleid wohnen
Mit jedem Menschen und mit jedem Tier,
Am allermeisten aber doch mit mir,
In dem das Elend und die Marter thronen.
Und wie vom übervollen Weinpokal
Die goldnen Fluten achtlos niederschießen,
Müßt' ihre Himmelsreinheit mich umfließen
Und tilgen meiner Seele Sündenqual.
Clarisse1 - 20. Apr, 19:53
"[. . .] So wogt es in der Seele auf und ab. Was noch eben furchtbar drohend erschien, so lange draußen der Wind pfiff und Nervenermattung im Hirne Grillen erzeugte, erscheint im nächsten gefahrlos und gleichgültig. Ein gewisser unverzagter Trotz allen Gefahren und Unannehmlichkeiten gegenüber, verbunden mit vorhergehender doppelter Aufregung durch Phantasie-Vergrößerung des Drohenden, ist ein Merkmal bedeutender Geister. [. . .]
Seine Unvorsichtigkeit peinigte ihn scharf genug, indem sein Argwohn sich überall von Spähern umzingelt wähnte, die seine schwachen Seiten belauerten. Es scheint ein trauriges Erbtheil ungewöhnlicher Menschen, daß sie ohne direkt eitel zu sein, doch stets wähnen, die Welt interessire sich selbst aus Bosheit für ihre Person und erspähe daher ihre Schwächen. Aber die Welt kennt ihre eigenen kleinen Lächerlichkeiten und faßt den bedeutenden Menschen gar nicht als so exceptionell auf, wie er sich selber. Sie lacht daher über seine Thorheiten, wie sie über die eines beliebigen Andern lachen würde, so daß der Hauptstachel fortfällt: Sie mißt seine Thorheit gar nicht nach dem Maßstab seiner geistigen Bedeutung. Und wie leicht vergißt die Welt das Gute wie das Böse!"
Aus: Karl Bleibtreu (1859 – 1928): Größenwahn. Pathologischer Roman. Leipzig: Friedrich 1888.
Clarisse1 - 18. Apr, 12:17
Abwechselung
Wil der Herr, daß seine Frau ihre Magd ihm lege bey,
Muß er, daß der Knecht zur Frau möge krichen, stellen frey.Friedrich von Logau (1605 – 1655)
Clarisse1 - 17. Apr, 19:24
Wer in der Liebe lebt, ist bey Vernunfft doch toll;
Wer in der Liebe lebt, ist nüchtern dennoch voll.Friedrich von Logau (1605 – 1655)
Clarisse1 - 17. Apr, 15:40
Hoch kümmt schwerlich der, der doch
Wenig achtet, wann er hoch.Friedrich von Logau (1605 – 1655)
Clarisse1 - 17. Apr, 15:35
von Joseph Franz Ratschky (1757 – 1810)
Nach dem Französischen des Chevalier Parny.
Wien im April 1782.
Hier liegt ein Mann, der, als er lebte,
Stäts zwischen Glaubenszweifeln schwebte.
Er gieng, den Kopf von Skrupeln voll,
Aus dieser Welt, um von den Schaaren
Im Reich der Todten zu erfahren,
Was man im Leben glauben soll.
Clarisse1 - 17. Apr, 14:45
Aloys Blumauer (1755 – 1798)
Ein Geizhals fiel in einen Fluß, der tief
Und reissend war. Ein Fischer, der das Leben
Ihm retten wollte, sprang hinein und rief:
Er möchte nur die Hand ihm geben;
Allein der Geizhals sprach, indem er untersank:
Ich kann nichts geben, und ertrank.
Clarisse1 - 17. Apr, 09:47
Ich halte, daß der Geiz ein' solche Freude bringt,
Als wann der Durstige viel Salz mit Wasser trinkt.Georg Philipp Harsdörffer (1607 – 1658)
Clarisse1 - 15. Apr, 17:54
von Johann Wolfgang Goethe (1749 – 1832)
Es flattert um die Quelle
Die wechselnde Libelle,
Mich freut sie lange schon;
Bald dunkel und bald helle,
Wie der Chamäleon,
Bald rot, bald blau,
Bald blau, bald grün;
O daß ich in der Nähe
Doch ihre Farben sähe!
Sie schwirrt und schwebet, rastet nie!
Doch still, sie setzt sich an die Weiden.
Da hab ich sie! Da hab ich sie!
Und nun betracht ich sie genau
Und seh ein traurig dunkles Blau –
So geht es dir, Zergliedrer deiner Freuden!
Clarisse1 - 14. Apr, 12:41
von Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)
Wenn die Schokolade keimt,
Wenn nach langem Druck bei Dichterlingen
"Glockenklingen" sich auf "Lenzesschwingen"
Endlich reimt
Und der Osterhase hinten auch schon preßt,
Dann kommt bald das Osterfest.
Und wenn wirklich dann mit Glockenklingen
Ostern naht auf Lenzesschwingen, – – –
Dann mit jenen Dichterlingen
Und mit deren jugendlichen Bräuten
Draußen schwelgen mit berauschten Händen – – –
Ach, das denk ich mir entsetzlich,
Außerdem – unter Umständen –
Ungesetzlich.
Aber morgens auf dem Frühstückstische
Fünf, sechs, sieben flaumweich gelbe, frische
Eier. Und dann ganz hineingekniet!
Ha! Da spürt man, wie die Frühlingswärme
Durch geheime Gänge und Gedärme
In die Zukunft zieht
Und wie dankbar wir für solchen Segen
Sein müssen.
Ach, ich könnte alle Hennen küssen,
Die so langgezogene Kugeln legen.
Clarisse1 - 12. Apr, 13:06
von Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Es ist das Osterfest alljährlich
Doch für den Hasen recht beschwerlich.
Der Beweis dafür:
Fröhliche Ostern
von Theobald Tiger [i.e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]
Da seht aufs neue dieses alte Wunder:
Der Osterhase kakelt wie ein Huhn
und fabriziert dort unter dem Holunder
ein Ei und noch ein Ei und hat zu tun.
Und auch der Mensch reckt frohbewegt die Glieder –
er zählt die Kinderchens: eins, zwei und drei . . .
Ja, was errötet denn die Gattin wieder?
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!
Der fleißige Kaufherr aber packt die Ware
ins pappne Ei zum besseren Konsum:
Ein seidnes Schnupftuch, Nadeln für die Haare,
die Glitzerbrosche und das Riechparfuhm.
Das junge Volk, so Mädchen wie die Knaben,
sucht die voll Sinn versteckte Leckerei.
Man ruft beglückt, wenn sies gefunden haben:
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!
Und Hans und Lene Steckens in die Jacke,
das liebe Osterei – wen freut es nicht?
Glatt, wohlfeil, etwas süßlich im Geschmacke,
und ohne jedes innre Gleichgewicht.
Die deutsche Politik . . . Was wollt ich sagen?
Bei uns zu Lande ist das einerlei –
und kurz und gut: Verderbt euch nicht den Magen!
Vergnügtes Fest! Vergnügtes Osterei!
Clarisse1 - 12. Apr, 09:10
DIE weisen Leute, welche die Bescheidenheit, die nur eine stille, angenehme Begleiterin der Tugend sein sollte, zur Tugend selbst gemacht haben, wußten oder dachten nicht, welchen Dienst sie den Schurken in der Welt geleistet haben. Diese mögen sie recht gern so sehen; und wenn sie die Begleiterin so laut präkonisieren, so geschieht es darum, daß sich die Hauptperson selbst in die Begleiterin verkriechen soll. Es ist ihnen so ziemlich gelungen; denn die Tugend, die eigentlich kräftig tätig sein sollte, geht nun so still, zahm und fromm einher, als fürchte sie, mit jedem Laute ihren neuen aufgedrungenen Ehrennamen zu gefährden, als sei ihr Tun und Wirken selbst Ruhmrednerei. So herrscht eine Stille in der moralischen Welt, die beinahe verabredet zu sein scheint. Der Schurke schweigt, er weiß, warum; der Rechtschaffene, Biedere schweigt auch, weil er muß, weil man ihm Schweigen zur Tugend und Reden zur Prahlerei gemacht hat. Muß er nicht selbst seine Blicke nach dem Tone der Gesellschaft abmessen, wenn er darin gelitten sein will? Friedrich Maximilian Klinger (1752 – 1831)
Clarisse1 - 5. Apr, 10:46
Hüte dich vor den Bescheidenen; du ahnst nicht, mit welch gerührtem Stolz sie ihre Schwächen hegen.Arthur Schnitzler (1862 – 1931)
Clarisse1 - 3. Apr, 10:22
Unhöflichkeit ist häufig das Merkmal einer ungeschickten Bescheidenheit, welche bei einer Überraschung den Kopf verliert und durch Grobheit dies verbergen möchte.Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)
Clarisse1 - 2. Apr, 17:35
Die Hoffnung ist der Regenbogen über den herabstürzenden jähen Bach des Lebens.Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)
Clarisse1 - 2. Apr, 11:55
Man braucht noch mehr Mut als Geist, um richtig zu denken.Emanuel Wertheimer (1846 – 1916)
Clarisse1 - 31. Mär, 12:13
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Clarisse1 - 28. Mär, 17:12